Papst und Bischöfe für Frieden in der Welt

Papst und Bischöfe für Frieden in der Welt
Mit der Geburt Jesu verbindet sich ein Menschheitstraum: Die Hoffnung auf Frieden und Versöhnung kam in vielen Weihnachtspredigten zum Ausdruck. Auch in Bethlehem und Afghanistan wurden Gottesdienste gefeiert.

Die Kirchen haben an Weihnachten zu Frieden, Gerechtigkeit, Mut und Zuversicht aufgerufen. Papst Benedikt XVI. spendete am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom den traditionellen Weihnachtssegen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). Er mahnte zu einer Wiederaufnahme der Friedensgespräche in Israel und forderte ein Ende der Gewalt in Syrien. Anschließend übermittelte der Papst Weihnachtsglückwünsche in 65 Sprachen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte in Düsseldorf, Gotte schenke Vergebung und Frieden, so dass die Menschen für Recht und Gerechtigkeit eintreten könnten. Gott lasse die Menschen nicht allein in den Dunkelheiten ihres Leben. Doch auch heute würden Kriege geführt, herrschten Unrechtsregime und marschierten Rechtsradikale, sagte der oberste Repräsentant von 24 Millionen Protestanten in Deutschland in seiner Predigt am Heiligen Abend in der Johanneskirche.

Papst predigt gegen "intellektuellen Stolz"

Der pfälzische evangelische Kirchenpräsident Christian Schad forderte, sich dem rechtsextremen Terror mit Zivilcourage entgegenzustellen. Die Verheißung, dass Jesus Christus der Retter der Welt ist, mache den Menschen Mut zum Protest, sagte Schad in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in Speyer. Der Gottessohn habe die Spirale von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen.

Der Papst zeigte sich besorgt über andauernde Konflikte in Ostafrika. Zugleich äußerte er Hoffnung auf Versöhnung für den Irak und Afghanistan. Im Hinblick auf die Revolten in der arabischen Welt bat er um "neue Kraft beim Aufbau des Allgemeinwohls".

In der Mitternachtsmette im Petersdom hatte der Papst die Christen aufgefordert, "falsche Gewissheiten" und "intellektuellen Stolz" abzulegen. "Wenn wir den als Kind erschienenen Gott finden wollen, dann müssen wir vom hohen Ross unseres aufgeklärten Verstandes heruntersteigen", sagte er.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, rief zu einer neuen Solidarität unter den Menschen auf. "Wer sich Gott zuwendet, weiß sich in tieferer Weise mit der Welt und seinen Mitmenschen verbunden", sagte Zollitsch am Sonntag im Freiburger Münster. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann betonte, Jesus habe sich von der ersten Stunde an beispielhaft auf die Seite der Erniedrigten und Armen, der Hoffnungslosen und Verachteten gestellt.

Zwänge der Ökonomie, Sehnsucht nach Frieden

Die Gesellschaft wird nach Ansicht des evangelischen bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm immer mehr beherrscht von den "Zwängen der Ökonomie". Deutschland habe sich zu einer "Turbogesellschaft" entwickelt. "Und auch die Arbeitszeiten müssen sich immer mehr dem anpassen, was für den Betrieb am effektivsten ist", kritisierte er am Sonntag in München. Viele Menschen seien ausgelaugt und könnten nicht mehr.

In Hannover sagte der evangelische Landesbischof Ralf Meister, viele Menschen seien verunsichert, und Wellen von Sorgen gingen durch das Land. Dazu gehörten Furcht vor der Zukunft und zerstörtes Vertrauen. "Das Leben ist zerbrechlich, und wir erleben es schmerzhaft", sagte Meister. Gerade deshalb sei die Sehnsucht nach Frieden an Weihnachten so stark.

Nach Ansicht des evangelischen Berliner Bischofs Markus Dröge kann die Weihnachtsbotschaft eine Inspiration für die Lösung der derzeitigen Krisen sein. Von einem gemeinsamen Geist, einer gemeinsamen Vision sei in Europa und weltweit noch viel zu wenig zu spüren, sagte Dröge in seiner Predigt zum Heiligabend im Berliner Dom.

Überschattet wurde das Weihnachtsfest durch Anschläge auf zwei Kirchen in Nigeria, bei denen am Sonntag mehr als 20 Menschen starben. Als Täter wurden islamistische Terroristen vermutet.

Gott ist nicht da, wo Vernichtungspläne geschmiedet werden

In der Geburtskirche in Bethlehem feierten an Heiligabend palästinensische Christen und christliche Pilger eine Mitternachtsmette. Die Menschen im Heiligen Land hofften, dass das Fest von Jesu Geburt die Kultur von Gewalt und Tod beende, sagte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Twal. Der Repräsentant der EKD im Heiligen Land, Propst Uwe Gräbe, sagte, Gott sei "nicht da, wo Militärstrategien und Vernichtungspläne geschmiedet werden", sondern zum Beispiel in Solidarität mit den jungen Menschen auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Gott sei mit denen, die den Traum von Freiheit und Demokratie noch nicht aufgegeben hätten.

An Heiligabend feierten auch Bundeswehrsoldaten in Afghanistan einen Gottesdienst. Der evangelische Militärpfarrer Thorsten Amling sagte in seiner Predigt im Feldlager bei der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif, bis heute sei mit der Geschichte von der Geburt Jesu ein Menschheitstraum verbunden, der Traum von Frieden auf der Welt.

epd