"Alles was wir zusammen tun können, sollten wir auch zusammen tun." Zwar werde der Papst die Stolpersteine zwischen der evangelischen und katholischen Kirche wie etwa die Diskussion um das gemeinsame Abendmahl nicht gleich aus dem Weg räumen können. "Aber Hinweise, Anstöße, die erwarten wir schon." Der Papst ist von Donnerstag bis Sonntag auf Staatsbesuch in Deutschland. Stationen sind Berlin, Erfurt, das Thüringer Eichsfeld und Freiburg.
Benedikt XVI. und Präses Schneider treffen sich mit Delegationen beider Kirchen am Freitag in Erfurt im Augustinerkloster, der früheren Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther. "Ich kann mir vorstellen, dass er sich wertschätzend zu Luther äußert", sagte Schneider. "Ich vermute, dass der Papst auch einen Blick werfen wird auf die Entwicklung Luthers und der Reformation, und er wird vermutlich auch etwas sagen zur aktuellen ökumenischen Situation."
Bewegung beider Kirchen notwendig
Nach Einschätzung Schneiders sollten sich beide Kirchen bewegen, um bei der Ökumene voranzukommen. "Wir müssen beide überlegen, wie wir uns bewegen können." Von der katholischen Kirche erhoffe er sich praktische Regelungen für den gemeinsamen Abendmahlbesuch von Ehepaaren unterschiedlicher Konfession. Lösungen für den Notfall reichten nicht aus.
In der Ökumene seien bereits enorme Fortschritte erzielt worden, sagte Schneider und warnte vor überzogenen Erwartungen. "Ich glaube man braucht einen realistischen Blick für die Möglichkeiten, die da sind. Wir haben sehr lange gebraucht, um zu einem solchen Miteinander zu kommen", sagte er. "Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) hat sich unglaublich viel in unglaublich kurzer Zeit entwickelt. Dadurch haben wir mitunter den Eindruck gewonnen, das müsste immer so weiter gehen und diese Dynamik sei unbegrenzt fortsetzbar." Man brauche aber auch Zeit um zu schauen, wo man steht.
2017 als christliches Jubiläum
Das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wolle die evangelische Kirche versöhnlich gestalten, kündigte Schneider an. "Unser Zugehen auf 2017 soll nicht triumphalistisch sein, sondern möglichst viele mitnehmen." Die Feierlichkeiten sollten ein christliches Jubiläum werden, das auch ökumenisch einlade. "Wir hoffen, dass auch andere Kirchen und nicht zuletzt die römisch-katholische Schwesterkirche sich daran wird erfreuen können", sagte der Ratsvorsitzende.
Für den EKD-Chef ist die Begegnung mit Benedikt auch persönlich ein ganz besonderes Ereignis. "Worauf ich mich innerlich vorbereiten möchte ist, hier wirklich einem Bruder in Christus zu begegnen, mich dafür zu öffnen", sagte er. "Und mich so vorzubereiten, dass ich mich so äußern kann, so zuwenden kann, dass er umgekehrt mich auch so erleben und wahrnehmen kann. Das wäre dann schon etwas Besonderes."