Der Sprengsatz explodierte nach Polizeiangaben in einer Tasche, die ein mutmaßlich palästinensischer Täter an einer Haltestelle nahe der zentralen Busstation abgestellt hatte. Nach Angaben von Sanitätern wurden insgesamt 35 Menschen in Krankenhäuser gebracht, darunter drei Schwerverletzte. Auch die Gewalt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas dauerte am Mittwoch an. Nach dem blutigsten Zwischenfall seit dem Gaza-Krieg vor zwei Jahren mit acht Toten setzten beide Seiten ihre Angriffe fort.
Eine schwere Explosion erschütterte am Nachmittag die Stadt Jerusalem. Der Sprengsatz detonierte an einer Haltestelle in der Nähe des Kongresszentrums Binjanei Hauma. Zwei Busse, die gerade vorbeifuhren, wurden bei der Explosion beschädigt. "Ich sah eine helle Flamme, und dann wurde der Bus durchgeschüttelt", berichtete ein Augenzeuge dem israelischen Rundfunk.
Der israelische Polizeiminister Izchak Aharonovich teilte mit, die Bombe sei etwa ein bis zwei Kilo schwer gewesen. An der Bushaltestelle war eine große Blutlache zu sehen. Hunderte von Schaulustigen drängten sich am Ort des Anschlags und behinderten die Rettungsarbeiten.
Keine Hinweise auf einen Anschlagsplan
"Es gab keine Hinweise auf einen geplanten Anschlag", sagte Polizeiminister Aharonovich. Die Gegend werde auf der Suche nach möglichen Tätern durchkämmt. Zunächst bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat. Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat sagte, man werde es Terroristen nicht erlauben, den Alltag in der Stadt zu zerstören.
Der israelische Innenminister Eli Jischai forderte nach dem Anschlag "Aktionen gegen den Terror" und deutete damit an, dass man Palästinenser hinter der Tat vermutet. Gegenwärtig würden verschiedene Optionen erwogen, sagte Jischai. Er wollte sich jedoch nicht zu Details äußern.
Der palästinensische Ministerpräsident Salam Fajad verurteilte den Anschlag als "Terrorakt". "Es ist schändlich, wenn eine palästinensische Gruppe solche widerlichen Methoden anwendet, die unserem Volk und unserer Sache schon so viel geschadet haben", sagte Fajad.
Auch im Gazastreifen eskaliert die Gewalt
Bei einem palästinensischen Selbstmordanschlag in der Stadt Dimona war im Februar 2008 ein Israeli getötet worden. Bei dem letzten Zwischenfall in Jerusalem im März 2009 waren zwei Polizisten verletzt worden. Ein Palästinenser hatte die Polizisten bei einer Amokfahrt mit einem Radlader angegriffen und war dabei erschossen worden.
Nach dem blutigsten Angriff der israelischen Armee seit dem Gaza-Krieg vor mehr als zwei Jahren eskalierten die Spannungen zwischen Israel und der Hamas am Mittwoch weiter. Militante Palästinenser feuerten zwei Raketen sowie sieben Mörsergranaten auf Israel ab. Auch die israelische Luftwaffe griff wieder Ziele im Gazastreifen an.
Am Dienstag waren im Gazastreifen bei israelischen Angriffen acht Palästinenser getötet worden, darunter vier unbeteiligte Zivilisten. Drei der Toten waren Jugendliche, ein vierter Jugendlicher schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bedauerte, dass "unschuldige Zivilisten bei einem Angriff der Armee ohne Absicht getroffen wurden".