Entschädigungsangebot für Jesuiten-Opfer

Entschädigungsangebot für Jesuiten-Opfer
Rund ein Jahr nach Bekanntwerden der Missbrauchs-Fälle an katholischen Bildungseinrichtungen in Deutschland will laut "Berliner Zeitung" erstmals ein kirchlicher Orden ein konkretes Entschädigungsangebot vorlegen.

Man werde das bereits angekündigte Angebot für die rund 205 namentlich bekannten Opfer aus deutschen Jesuitenschulen präzisieren und umsetzen, insgesamt voraussichtlich rund eine Million Euro, sagte der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, dem Blatt (Montag).

Vierstellige Summe pro Person

Im Gespräch ist bislang jeweils eine vierstellige Summe. Mertes sagte: "Wir zeigen damit, dass wir es ernst meinen mit der Entschuldigung. Und wir werden selbstverständlich mit der Aufklärungsarbeit fortfahren." Über weitere Zahlungen, etwa für Psychotherapien, auch schon absolvierte, werde man individuell mit Betroffenen reden.

Matthias Katsch von der Vereinigung Eckiger Tisch, in der sich die Missbrauchs-Opfer der Jesuitenschulen organisiert haben, sagte der Zeitung, das Entschädigungsangebot sei enttäuschend und in keiner Weise ausreichend.

Mertes hatte im Januar 2010 den Skandal offengelegt. Nach einem Schreiben an ehemalige Schüler des Kollegs hatten er und sein Orden die Missbrauchs-Fälle an ihren Bildungseinrichtungen auf einer Pressekonferenz publik gemacht. Danach waren auch sexuelle Übergriffe von kirchlichen und nicht kirchlichen Mitarbeitern an anderen Schulen hierzulande bekannt geworden.

Missbrauchsopfer gründen Arbeitskreis

Zum Jahrestag der Enthüllungen hatten sich am Samstag in Berlin Mitglieder verschiedener Organisationen von Missbrauchsopfern in Schulen, Heimen, Kirchen und Sportvereinen im Familienministerium getroffen. Sie beschlossen, einen Arbeitskreis zu gründen, der den Runden Tisch der Bundesregierung zum Thema sexueller Missbrauch beraten soll.

Die Vertreter reagierten damit auf das Angebot des Bundes, am Runden Tisch mitzuwirken. Bislang waren die Opfer in diesem Gremium nicht vertreten. "Dieser Schritt ist überfällig. Wir wollen selbstverständlich am nächsten Runden Tisch im April Platz nehmen", sagte Katsch. Er regte eine Clearingstelle zwischen Orden und Opfern an.

dpa