Wechsel an Spitze des EKD-Kirchenamtes vollzogen

Wechsel an Spitze des EKD-Kirchenamtes vollzogen
Mit einem Festgottesdienst ist am Donnerstag der Wechsel an der Spitze des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vollzogen worden. Der Jurist Hans Ulrich Anke (42) wurde in Hannover als neuer Präsident der EKD-Zentrale eingeführt. Er löste zu Monatsbeginn den Theologen Hermann Barth (65) ab, der in den Ruhestand ging.

Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider verabschiedete Barth und führte als Nachfolger Anke ein. Ebenso wurden der Theologe Thies Gundlach als neuer Vizepräsident und Christoph Thiele als Leiter der Rechtsabteilung in ihre neuen Ämter eingeführt. An einem anschließenden Empfang zum Leitungswechsel nahmen zahlreiche kirchliche Repräsentanten, darunter Synodenpräses Katrin Göring-Eckardt und Pater Hans Langendörfer von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz teil.

Der Theologe Barth war seit 1985 in verschiedenen Funktionen im Kirchenamt tätig, seit 2006 als Präsident. Der Ratsvorsitzende bescheinigte Barth, er habe das Schiff der EKD "klug und weise" durch die Zeiten und an vielen Klippen vorbeigesteuert. Barth habe durch "Kompetenz und Klugheit" außerordentlich viel für das Zusammenwachsen der Landeskirchen getan.

"Scharfsinn und großer Weitblick"

Dem neuen Kirchenamtspräsidenten Anke wünschte Schneider Gottes Segen für die neue Aufgabe. Obwohl Anke mit 42 Jahren der jüngste Präsident sei, der jemals an der Spitze des Kirchenamtes gestanden habe, habe er bereits "Scharfsinn und großen Weitblick" bewiesen. Anke war bislang juristischer Vizepräsident. Es gehöre zum Wesen der evangelischen Kirche, dass Ordinierte und Nichtordinierte gemeinsam und kollegial die Kirche leiten, betonte Präses Schneider.

[linkbox:nid=28411;title=Die Predigt von Thies Gundlach]

In seiner Predigt sagte der neue Vizepräsident Gundlach, die Kernaufgabe der Kirche sei die "Verkündigung des Evangeliums, die Bezeugung der Güte Gottes, das Jubeln über Christus, diese ewige Medizin gegen Einsamkeit und Leere, gegen Sinnferne und Haltungsstarre". In der Auslegung des Verses "Denn siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst" (Josua Kapitel 1, Vers 9) sagte Gundlach, man könne sich vom biblischen Israel abschauen, dass Gott nicht "Gelingen" verheiße, sondern "Mitkommen" und in "Gottes verlässlicher Gegenwart" zu leben.

Gottes Trost sei "eine einkommensunabhängige Grundausstattung" und "keine erfolgsabhängige Zugewinngemeinschaft", so Gundlach. Der Theologe ermutigte die evangelische Kirche zu neuen Aufbrüchen. Klammern an Strukturen, Festhalten am Gewohnten und Vermeiden von Neuem sei nicht die Art der Protestanten.

Reformatorische Sehnsucht nach Freiheit

"Natürlich: Aufbruch und Reformen nicht um jeden Preis! Aber auch nicht: um keinen Preis!" sagte Gundlach. Die Kirche brauche den "protestantischen Geist des Aufbruchs" und "reformatorische Freiheitssehnsucht". Diese Tugenden sollten auch den "Glutkern" des Reformationsjubiläums 2017 bilden, das sich Gundlach als weltweite Feier des wiederentdeckten Evangeliums wünscht.

Der Theologe warb für eine "Ökumene der Gaben". Jeder bringe seine Gaben selbstbewusst und einladend in die ökumenische Gemeinschaft ein. Zu den evangelischen Gaben gehören Gundlach zufolge die neugierige Zuwendung zu neuen Milieus, neuen Lebensstilen, neuen Fragestellungen und neuen Öffentlichkeiten. Für die katholische Bischofskonferenz sagte Pater Langendörfer über Barth: "Wir haben ihn als 'Protestanten ohne Falsch' erlebt - und das war gut so."

Abschied von Hermann Barth

Das EKD-Ratsmitglied Klaus Winterhoff würdigte Barth als einen "Meister der leisen Töne, der Zwischentöne und des differenzierten Urteils". In der evangelischen Mehrstimmigkeit habe sich der Theologe für die Stärkung des Gemeinsamen eingesetzt. Über den neuen Kirchenamtspräsidenten Anke, der Trompete bläst, sagte der Kirchenjurist Winterhoff: "Damit kann er im Kirchenamt zum Wecken blasen. Oder zur Attacke. Je nachdem. Wir werden von ihm hören."

epd