Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) will den neuen Präsidenten am 9. Dezember bei einer Sondertagung der Diakonischen Konferenz wählen. Kottnik hatte für seinen überraschenden Rücktritt gesundheitliche Gründe angeführt. Wenige Wochen zuvor waren enge personelle Verflechtungen zwischen seinem Präsidialbüro und einer Stuttgarter Beratungsfirma bekanntgeworden, die für die Diakonie tätig war. Das Diakonische Werk hatte sich daraufhin von Kottniks persönlichem Referenten Walter Merz getrennt und der Beraterin Christiane Dithmar alle Aufträge entzogen.
Für die Diakonie sind bundesweit knapp 450.000 hauptamtliche Mitarbeiter in mehr als 28.000 sozialen Einrichtungen tätig. Der evangelische Wohlfahrtsverband mit dem Kronenkreuz als Erkennungszeichen ist damit einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Insgesamt befinden sich mehr als eine Million Betreuungsplätze für Jugendliche, behinderte und alte Menschen sowie in Krankenhäusern in diakonischer Trägerschaft.
400.000 Mitarbeiter
Mitglieder im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind neben der EKD alle evangelischen Landeskirchen und neun Freikirchen. Der Diakonie gehören zudem 76 Fachverbände der verschiedensten Arbeitsfelder an, darunter der Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe, die evangelische Bahnhofsmission, die Evangelische Obdachlosenhilfe, das Seniorenwerk und der Deutsche Evangelische Krankenhausverband. Rund 400.000 Ehrenamtliche sind nach Schätzungen in der Diakonie bundesweit aktiv.
An der Spitze des Diakonischen Werkes steht der Präsident, seit 2007 war das der Theologe Klaus-Dieter Kottnik, der Ende September seinen Rücktritt erklärte. Ihm soll nun der badische Diakonie-Chef Johannes Stockmeier folgen.
Gewählt wird der Präsident von der Diakonischen Konferenz, der 93 Mitglieder angehören. Die laufenden Geschäfte zwischen den Sitzungen der Diakonischen Konferenz führt der Diakonische Rat mit seinen 18 Mitgliedern. Dessen Vorsitzender ist Frank Otfried July, Landesbischof in Württemberg.
Keine Hinweise auf Korruption
Der Prüfbericht zur Auftragsvergabe beim Diakonischen Werk hat keine Hinweise auf Korruption oder persönliche Bereicherung an der Spitze des evangelischen Wohlfahrtsverbandes erbracht. Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, Vorsitzender des Diakonischen Rates, äußerte sich am Montag in Hannover erleichtert über das Ergebnis. Allerdings habe die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris auf organisatorische Probleme im Diakonie-Vorstand hingewiesen, aus denen nun Konsequenzen gezogen würden.
Im August war bekanntgeworden, dass der persönliche Referent des Ende September zurückgetretenen Diakonie-Präsidenten Klaus-Dieter Kottnik, Walter Merz, bis 2008 Partner bei der Stuttgarter Beratungsfirma Dithmar & Partner war, die auch für die Diakonie arbeitete. Als Konsequenz hatte sich die Diakonie von Merz getrennt, die Zusammenarbeit mit Dithmar & Partner beendet und die Prüfung eingeleitet. Für Kottniks Rücktritt wurden gesundheitliche Gründe angeführt.