Trotz Finanzkrise habe sich das Geschäftsjahr 2009 besser entwickelt als erwartet, sagte der Bethel-Vorstandsvorsitzende Ulrich Pohl am Mittwoch in Bielefeld. Die Gesamterträge des größten diakonischen Unternehmens in Europa stiegen nach seinen Worten im vergangenen Jahr auf rund 875 Millionen Euro, das sei im Vergleich zu 2008 ein Zuwachs von 3,6 Prozent. Mit dem erstmals wieder erwirtschafteten Plus konnten die Verluste aus den Jahren 2006 bis 2008 ausgeglichen werden.
Auch das bundesweit größte evangelische Großkrankenhaus Bielefeld habe erstmals seit drei Jahren wieder einen Überschuss erzielt, er liege bei 1,5 Millionen Euro, sagte Bethel-Vorstandsmitglied Hans-Friederich Hofacker. Das Krankenhaus, das Bethel zusammen mit dem Evangelischen Johanneswerk betreibt, wies im Jahr 2008 noch einen Verlust von 6,5 Millionen Euro auf. Das gute Ergebnis ist laut Hofacker auf Umstrukturierungen und die gute Belegung in allen Einrichtungen zurückzuführen. Um wettbewerbfähig zu bleiben, sei in modernste medizinische Geräte investiert worden, Gebäudekomplexe wurden saniert.
Auch das Spendenergebnis fiel im vergangenen Jahr leicht höher aus als im Vorjahr, es stieg um 26.000 Euro auf knapp 22,1 Millionen Euro. "Gerade in Krisenzeiten, so scheint es, fühlen sich unsere Unterstützer mit der Arbeit Bethels verbunden", sagte Pohl. Persönliche Briefe von Spendern, die vor allem Obdachlosenhilfen und die Behindertenversorgung unterstützen wollten, zeugten davon.
Finanzkrise wirkte sich aus
Dagegen wirkte sich die Wirtschaft- und Finanzkrise erheblich auf die Werkstätten für Behinderte aus. In den Bielefelder Werkstätten des Stiftungsbereiches proWerk seien die gewerblichen Erträge im zweiten Halbjahr zeitweise stark zurückgegangen, sagte Hofacker. "Die Werkstätten, die zu 65 Prozent für die Industrie fertigen, mussten einen erheblichen Einbruch verkraften."
Das Auftragsvolumen aus der Industrie habe zuletzt etwa 14 Prozent betragen. Mit der allgemein konjunkturell besseren Lage sei aber die Auftragslage auch hier wieder angestiegen, mit einem Volumen von 70 Prozent. Mit Ausnahme einiger Standorte im Ruhrgebiet und in Berlin seien die Bethel-Werkstätten weitgehend gut ausgelastet, hieß es. Bethel beschäftigt bundesweit rund 3.500 behinderte Mitarbeiter.
Mit rund 20.000 Plätzen für behinderte, kranke und sozial schwache Menschen und rund 15.200 Mitarbeitern gelten die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel als größtes diakonisches Werk Europas. In den Einrichtungen in sechs Bundesländern wurden im vergangenen Jahr insgesamt 150.000 Menschen stationär und ambulant betreut, beschäftigt oder ausgebildet.