Helfer und betroffene Christen haben Probleme in Pakistan

Helfer und betroffene Christen haben Probleme in Pakistan
Die katholische Kirche hat eine Diskriminierung von Christen bei der Hilfe in den Flutgebieten in Pakistan beklagt. Auch die Helfer stehen im Schussfeld: Bei der Verteilung von Hilfsgütern kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen.

"Die Hilfe wird nach Kriterien wie Sprache und Stammeszugehörigkeit verteilt", erklärte der Sekretär der Kommission Justitia et Pax der katholischen Bischöfe in Pakistan, Peter Jacob, am Mittwoch im Sender Radio Vatikan. Dabei komme es immer wieder auch zu religiöser Diskriminierung. Die Regierung dürfe angesichts des Ausmaßes der Naturkatastrophe jedoch keine Unterschiede zwischen religiösen Gruppen machen: "Sie muss Hilfsgüter bereitstellen und verteilen."

Christen stellen im islamischen Pakistan eine Minderheit von weniger als zwei Prozent der Bevölkerung. Sie klagen immer wieder über Intoleranz und Gewalt gegenüber Minderheiten. Vor zehn Jahren wurde ein Blasphemiegesetz eingeführt, nach dem Christen oftmals willkürlich der Beleidigung des Islam beschuldigt und verurteilt werden.

Verzweiflung der Menschen führt zu Kampf um die Hilfe

Aber nicht nur die christlichen Hilfe-Empfänger haben Schwierigkeiten. Die EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva, fürchtet auch um die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Pakistan. Bei ihrer Reise durch die Flutgebiete im Norden des Landes habe Georgieva von zahlreichen Drohungen gegen Helfer und Bevölkerung erfahren, teilte ihr Sprecher Ferran Tarradellas Espuny dem epd zum Abschluss ihres Besuchs am Mittwoch telefonisch mit.

Vor allem an den Sammelpunkten der Hilfswerke komme es immer wieder zu Auseinandersetzungen. "Weil die Menschen verzweifelt sind, stehlen sie Nahrungsmittel, die von den Hilfsorganisationen bereitgestellt werden", sagte Tarradellas Espuny. Viele Helfer und wartende Menschen seien bereits angegriffen worden. Ob auch islamistische Gruppen gezielt die Helfer bedrohen, konnte der Sprecher nicht sagen.

Staatengemeinschaft muss langfristig helfen

Die EU-Kommissarin begrüßte die bis jetzt geleisteten Hilfsmaßnahmen in Pakistan. Zelte, Sanitäranlagen und sauberes Wasser kämen bei der Bevölkerung an, bestätigte ihr Sprecher. Vor allem im Norden des Landes hätten aber viele Menschen doppeltes Leid zu tragen. Viele seien aus Afghanistan geflohen und jetzt zudem ein Opfer der Flut geworden.

Georgieva warnte vor einer Hungersnot in Pakistan, wenn die Staatengemeinschaft und die Förderbanken nicht helfen. "Die Flut hat die Ernte zerstört, und die Felder können nicht bestellt werden", sagte Tarradellas Espuny. Pakistan brauche langfristig Hilfe für den Wiederaufbau. Georgieva traf in Pakistan Vertreter von Entwicklungsbanken und Außenminister Shah Mahmood Qureshi.

epd