Facebook startet Lokalisierungsdienst "Places"

Facebook startet Lokalisierungsdienst "Places"
Während Deutschland noch über Google Street View diskutiert, rollt aus den USA der nächste Fall heran, der Datenschützer umtreibt: Facebook startet seinen Dienst "Places". Damit kann man seinen Freunden zeigen, wo man gerade ist. Das Online-Netzwerk startet den Dienst Facebook Places, bei dem sich die Nutzer per Handy an ihrem aktuellen Ort wie zum Beispiel einem Restaurant oder einem Konzert "anmelden" können.

Der Standort wird dann für die Facebook-"Freunde" auf einer Karte sichtbar. Neue Diskussionen mit Datenschützern sind vorprogrammiert, obwohl Facebook sich diesmal viel Mühe mit detaillierten Einstellungen zur Privatsphäre gemacht hat.

Mit seinen mehr als 500 Millionen Nutzern könnte Facebook einen entscheidenden Schub für ortsbezogene Dienstleistungen und Werbung geben. Facebook Places ist zunächst zwar nur in den USA verfügbar, soll mit der Zeit aber für alle Mitglieder des Online-Netzwerks zugänglich sein. Konkurrenten wie Foursquare oder Gowalla wuchsen zuletzt zwar auch schnell, sind im Vergleich zu Facebook aber immer noch Zwerge. Sie können das Facebook-System nutzen und so auch ihre bisherigen Mitglieder behalten.

Suche nach Geschäftsmodellen

Der aktuelle Aufenthaltsort ist eine der wertvollsten Informationen, die ein Internet-Nutzer der Werbe-Wirtschaft preisgeben kann. Er kann dann gezielt mit Anzeigen oder Angeboten angesprochen werden. Außerdem gibt eine Auswertung der besuchten Orte Aufschluss über Gewohnheiten und Interessen von Nutzern, auch wenn die Daten anonymisiert verarbeitet werden. Laut Facebook sind derzeit keine neuen Werbe-Produkte für den Places-Dienst geplant.

Ein solcher Dienst war von Facebook bereits seit Monaten erwartet worden. Das Online-Netzwerk sucht seit längerem intensiv nach Geschäftsmodellen, mit denen die riesige Nutzer-Basis zu Geld gemacht werden kann.

Unmittelbar nach der Ankündigung in der Nacht zum Donnerstag gab es erste Kritik von amerikanischen Datenschutz-Aktivisten. So bemängelte die Bürgerrechtsorganisation ACLU, dass ein Nutzer ihn begleitende Freunde unter Umständen auch ohne deren Zustimmung an einem bestimmten Ort "einchecken" könne. Gemeint ist eine Situation, bei der ein Nutzer bei Facebook eingibt, dass er sich gerade mit seinen Freunden an einem bestimmten Ort aufhält. Diese Freunde gelten dann zunächst einmal ebenfalls als an dieser Location eingecheckt, auch wenn sie es nachträglich ändern können.

Facebook betont Datenschutz

Diese Funktion wurde auch aus der deutschen Politik kritisiert - auch wenn der Dienst noch nicht in Deutschland verfügbar ist und es laut Facebook-Informationen auch keinen Zeitplan dafür gibt. Es dürften keine Daten von Dritten ohne deren ausdrückliche Zustimmung weitergegeben werden, erklärte die zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion, Waltraud Wolff.

Facebook betont hingegen, dass die Nutzer detailliert festlegen könnten, wer ihren Aufenthaltsort sehen kann und wer nicht. Erstens muss der Nutzer zunächst überhaupt der Teilnahme bei Places zustimmen. Zweitens gilt als Grundeinstellung, dass nur bestätigte Freunde den Aufenthaltsort eines Nutzers sehen können. Außerdem sind die "Places" grundsätzlich auf öffentliche Räume wie Gaststätten beschränkt.

Facebook kam in den vergangenen Jahren immer wieder unter Kritik von Datenschützern. Zuletzt hatte das Online-Netzwerk im Mai seine Richtlinien geändert, nachdem ihm ein zu freizügiger Umgang mit Nutzerdaten vorgeworfen worden war. Für Facebook gilt es, eine Balance zu finden zwischen den Interessen seiner Werbepartner, die möglichst viel Informationen über die Nutzer haben wollen, und dem Bedürfnis der Mitglieder, die Kontrolle über ihre Privatsphäre zu behalten. Das rapide Wachstum der Mitgliederzahlen hielten die Datenschutzdebatten allerdings nicht auf.

dpa