In einer Woche geht's wieder los: Der letzte Teil der Harry-Potter-Saga kommt in die Kinos und Millionen von Menschen werden sich diesen Film ansehen. Wir vermutlich auch. Aber viel faszinierender fand ich noch die Bücher: Was für eine Welt, die Joanne K. Rowling da aufgebaut hat! Noch beeindruckender als die Handlung finde ich fast den Rahmen der Geschichte. Zauberer, die mitten unter uns leben, aber doch ganz anders als wir. Dinge wie bewegte Fotos, die für einen Zauberer völlig selbstverständlich sind, während sie mit einem Telefon gar nichts anzufangen wissen. Eine in sich geschlossene Welt innerhalb unserer Welt – mit anderen Regeln und Traditionen und doch mittendrin. Ich habe die Bücher mit großem Vergnügen gelesen. Irgendwann dann sogar auf Englisch, weil ich unbedingt vor dem Erscheinungstermin des deutschen Buches wissen wollte, wie's weitergeht. Und ich war zutiefst betroffen vom Tod Dumbledores – konnte aber ein halbes Jahr mit niemandem darüber reden, weil alle anderen auf die deutsche Übersetzung warteten. Ja: Ein großes Vergnügen war es für mich, diese Bücher zu lesen.
Nun gibt es aber auch Menschen, die ihren christlichen Glauben ernst nehmen, die meinen: Solche Bücher darf man als Christ nicht einmal anfassen. Geschweige denn lesen. Denn schließlich gehe es darin ja um – Hilfe! - Hexerei. Zauberei. Kurz: Um extrem gottlose Dinge, die im Alten Testament – und leider auch noch im Mittelalter – mit dem Tod bestraft wurden! Damit dürfen wir Christen nichts zu tun haben, sagen sie.
Davon betroffen ist ja nicht nur Harry Potter. Schon in den Neunziger Jahren gab es im fränkischen Lehrberg Elternproteste gegen ein Hexenbuch im Kindergarten. Ausgerechnet „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler sollte da verbannt werden! Und warum? Weil sie ja eine „gute“, sprich: liebe Hexe ist – und damit das Hexenbild verharmlost und verniedlicht. Ehrlich: Diese Logik ist mir nur mit scharfem Nachdenken halbwegs einsichtig.
Für christlich jedenfalls halte ich so eine angstvolle Einstellung auf keinen Fall. Denn Christentum, so wie ich es verstehe: Das ist keine Religion der Angst und des Versteckens. Keine Religion des Abgrenzens, sondern des Dialogs, des Miteinander, ja: Des Aufeinander Zugehens. Ohne Angst. Ohne Furcht. Und ohne Ausnahme. So hat es Jesus vorgelebt. Und: „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“, so heißt es im 1. Timotheusbrief. Und wie oft steht in der Bibel „Fürchte dich nicht“? Es dürfte wohl der am häufigsten genannte Satz überhaupt sein.
Allen, die so fürchterliche Angst davor haben, im Glauben etwas falsch zu machen oder von bösen Mächten und Gewalten vom rechten Weg abgebracht zu werden, denen möchte ich diesen Satz des Paulus mit auf den Weg geben:
Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. (Römer 8, 38-39)