Das hätte der Fußballgott (nicht unbedingt der, der "vorne hilft"; hier geht's zum Interview mit dem Macher des gleichnamigen Films ...) kaum schöner legen können: Unmittelbar bevor beinahe alle die Spannung auf viele, viele Fußballspiele erfasst, steigt die Spannung, was die Verteilung der Fernseh- bzw. Bewegtbild-Fußballrechte ab der übernächsten Saison angeht, auf den Siedepunkt.
"Es geht um sehr viel, und es geht nicht nur um sehr [äh, sic] Geld",
schürt Joachim Huber (Tagesspiegel) noch mal mit. Ab 14.30 Uhr wird die Verteilung bekanntgegeben. Falls Sie sich tagesaktuell fürs Diskutieren des "komplizierten Puzzles aus 17 Medienpaketen" (ebd.) fit machen möchten und Ihnen die Darstellung bei kicker.de zu kompliziert sein sollte, hülfe auch teltarif.de ("So spannend wie in diesem Jahr war die Vergabe der Übertragungsrechte für die Spiele der 1. und 2. Fußball-Bundesliga schon lange nicht mehr"). Um Tarife geht's schließlich. Falls Sie schon alles längst wissen, reicht auch die News von der Anfechtung des kartellamtlich verhängten Alleinerwerbsverbots durch Sky (ursprünglich: faz.net, kürzer; länger und mit Spannungseffekten aufgepeppt bei dwdl.de).
[+++] Das Top-Medienthema gedruckter Zeitungen dieses Donnerstags heißt "Content Marketing" und wurde von der Otto-Brenner-Stiftung auf die Agenda gesetzt. Sie bringt schon wieder eine neue Studie heraus, dazu, obwohl ihr jüngstes Arbeitspapier "Journalist oder Animateur" (siehe Altpapier) noch kaum bzw. bemerkenswert wenig diskutiert wurde. Bereits mit der neuen Studie beschäftigt haben sich Altpapier-Autor René Martens für die Süddeutsche und Jens Tönnesmann für Die Zeit (Blendle-Link, 0,59 Euro).
Es geht also um Journalismus, gedruckt und im Internet, den Unternehmen wie Coca-Cola, Red Bull oder E-Plus, enorm viele inzwischen, aus Umwegrentabilitäts-Gründen finanzieren. Um "Redaktionen für Reklame", wie die SZ-Überschrift lautet.
Die Zeit greift in die Vergangenheit ("Content Marketing ist keine neue Erfindung. Eins der ältesten Beispiele ist der Guide Michelin ...") aus, hat die digitale Gegenwart aber auch im Blick ("Würde E-Plus eine Anzeige bei Google zeigen wollen, müsste es den Platz dafür ersteigern. Aber das kann teuer werden. Angebote wie Curved umgehen das. Denn Curved taucht nicht auf den Anzeigenplätzen auf, sondern in den Suchergebnissen", obwohl dieses curved.de von E-Plus bezahlt wird).
In der SZ geht René das Thema kontroverser an ("Viele frühere Zeitschriftenredakteure, die sich nun im Schattenreich des Content Marketing tummeln, verstehen sich immer noch als Journalisten") und beleuchtet, wie das Prinzip sich auf Journalismus auswirkt. Z.B., dass
"Content Marketing die klassischen Medien auf zweierlei Weise angreift: Es sorgt dafür, dass Unternehmen weniger für klassische Werbung ausgeben. Und wegen seiner journalistischen Anmutung ist es auch eine inhaltliche Konkurrenz für traditionelle Medien, die beim Journalismus sparen, indem sie Redakteure entlassen."
Wobei die im Journalismus engagierten Verlage selbst in diesem Geschäftsfeld natürlich längst mitmischen ("Gruner + Jahr bietet unter dem Namen Territory entsprechende Dienstleistungen an, Burda ist zu 50 Prozent an C3 beteiligt, dem europaweiten Marktführer", und entsprechende Unternehmungen der Zeit sowie der Süddeutschen gibt's eigentlich auch).
Jedenfalls leben die Artikel wie vermutlich auch die Studie von der schön kraftvollen Sprache ("volle Klaviatur der digitalen Kanäle") des Studien-Verfassers Lutz Frühbrodt, der an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt den Studiengang Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation leitet. Die Klaviatur beherrscht er selbst ebenfalls. Mehr über ihn erfährt man auf der Webseite medienexperte.net (den schönen Bildhintergrund bildet Würzburg). Zuspitzungen wie "Der Journalismus wird überleben – der Journalist auch?" führen dazu, dass man von Frühbrodt überregional gerne noch öfter hören wollen könnte.
[+++] "Leser sollten aufmerksam sein, sich nie nur für die Story, sondern immer auch für die Umstände ihrer Entstehung interessieren",
lautet das absolut zutreffende Fazit eines knapp siebenminütigen Beitrags der 3sat-"Kulturzeit" (VIdeo). Darin treten auf: Wolfgang Michal als Kritiker des Süddeutsche-NDR-WDR-Rechercheverbunds und der Weise, wie dieser bei den Panamapapers auftritt ("Darf man investigativen Journalismus kritisieren oder ist das ein Sakrileg?"), Frederik Obermaier von der SZ, der eigentlich Öffentlich-Rechtlichen-freundliche Kölner Medienjurist Rolf Schwartmann als inzwischen bekannter Rechercheverbunds-Kritiker, Markus Grill von correctiv.org und, weil all so was in einem kurzen Beitrag dann schwer aufzulösen ist, am Ende als Überraschungsgast Klaus Kocks. Der wirft in einer leeren aber stilvollen Bar Hajo Friederichs' alte "Nicht-gemein-machen"-Formulierung überdies noch in den Topf.
Wer sich für Fernseh-Visualisierung von textbasiertem Journalismus interessiert, sollte sich den Beitrag jedoch anschauen.
[+++] Wo all so was zurzeit diskutiert wird: beim Medienforum in Köln. Frei online mit Schwerpunkt auf der Kabelnetzbetreiber-Messe Angacom (Stargast am zweiten Tag: Günther Oettinger) berichtet heise.de, stundenaktuell, selbst von eingeschränkt interessanten (wie Georg Kofler "Hoppla!" dachte und ins Mediengeschäft zurückkehrte) bis beinahe uneingeschränkt uninteressanten Veranstaltungen ("Deutsche Serie: Sind wir international wieder wer?") berichtet dwdl.de.
Und auf der FAZ-Medienseite fasst Oliver Jungen zusammen:
"Anke Schäferkordt, die Geschäftsführerin der RTL-Mediengruppe, fasste die Stimmung gut in Worte: Seit Jahren rede man in Gremien und auf Podien über die Medienkonvergenz. Nun seien alle erschrocken, dass sie plötzlich da sei. Tatsächlich werden die Debatten um Netzneutralität, Auffindbarkeit und die Video-on-Demand-Konkurrenz gerade immer aufgeregter. Ob aber wirklich schon alles konvergiert, war beim Medienforum NRW ... dann doch unklar."
"Es konnte geradezu erstaunen, mit welcher Selbstverständlichkeit in Köln die weitgehende Nutzerdurchleuchtung als Wunschziel ausgegeben wurde."
Damit meint er vor allem, was Michael Hagspihl, "der bei der Deutschen Telekom für das Privatkundengeschäft verantwortlich ist", sagte:
"'Wir dürfen nicht davor zurückschrecken, dem Kunden den Mehrwert zu erklären, wenn wir mit seinen Daten arbeiten', betonte der Telekom-Manager. Die Telekom experimentiere in ihrem Angebot Entertain damit, dem Kunden Programmempfehlungen zu geben – allerdings bisher nur aufgrund anonymisierter Daten-Cluster. Mit Zustimmung der Kunden seien aber noch deutlich nützlichere Empfehlungen möglich" (heise.de, anderer Artikel).
Und auch dazu werden, ob nun die Telekom oder ein anderer Konzern sie ersteigert haben wird, mindestens ein paar der eingangs erwähnten 17 "Medienpakete" mit Bundesliga-Fußball gut sein.
Andererseits, "so schlecht ist Deutschlands Medienlandschaft ja nun auch wieder nicht" (zweite Bildreihe von unten, Sprechblase rechts im Katz & Goldt-Comic aus der aktuellen Titanic), und damit frisch in den ....
+++ "Der Roboter ist nur so schlau wie der Mensch, der ihn füttert. Anschaulich macht das vielleicht ein Bild aus dem Sport: Wir sind der Trainer und der Roboter ist der Marathonläufer, dem wir beibringen, wie man 13000 Pflegeheime abklappert. Der Journalist denkt, der Roboter führt aus ..." Da hat David Denk für die SZ-Medienseite (unfrei online, Blendle-Link) den schon erwähnten correctiv.org-Chefredakteur Markus Grill zu robotergeschriebenen Artikeln "zu jedem der 13000 Pflegeheime in Deutschland" in der neuen correctiv.org-Recherche interviewt. +++
+++ Vom im gleichen Absatz wie Grill erwähnten Wolfgang Michal inzwischen frei online: die Besprechung von Benjamin Carter Hetts Buch "Der Reichstagsbrand" im Freitag über die Jahrzehnte alte, doch noch immer brisante Sache (in der außer der Reichstagsbrand-Kennern gut bekannten Spiegel-Serie der späten 1950er auch eine Die Zeit-Serie der späten 1940er eine Rolle spielt ...). +++
+++ "Die Öffentlichkeit wurde am 07.06.2016 praktisch zeitgleich mit den Betriebsräten informiert, denen damit keine Möglichkeit zur Reaktion gelassen werden sollte. Das stellt sowohl einen klaren Rechtsbruch als auch einen Tabu- und Stilbruch im Umgang zwischen Verlagsleitung und Interessensvertretungen dar ..." (kress.de zur gestern hier behandelten "Lokalreduktion" bei zwei Zeitungen aus München). +++
+++ Zu den trendendsten Trends gehört #AfDfrei nicht. Und wie sinnvoll der Ansatz wäre, oder darüber zu streiten (und damit ja schon wieder nicht mehr AfDfrei zu sein), darüber ließe sich streiten. Jedenfalls hat Stefan Niggemeier die Frage (unter viel zustimmendem Moderatoren-Gekicher) im Radio kommentiert. +++ Und die TAZ hat mal nachgezählt, wie oft denn AfD-Vertreter in Talkshows saßen. +++ Und die Kontext-Wochenzeitung im Facebook-Auftritt der AfD Baden-Württemberg "jugendliche Gesichter ..., die die Partei sympathisch rüberbringen" entdeckt, die "in den Untiefen der digitalen Bilddatenbanken" aus Rumänien zugebucht wurden. +++
+++ Ist es schlimm oder egal, dass der WDR seine Radionachrichten jetzt "mit Zeitversatz ... oder neudeutsch: mit Time Shift" sendet? Siehe (und höre) fair-radio.net. +++
+++ Was machen die Funkes? Z.B. die Überschrift "Mädchen übergibt sich in Show auf Jacke von Paula Abdul" (abendblatt.de). +++
+++ Zu denen, die behaupten, deutsche Medien würden gesteuert, zählen nun auch türkische Regierungsvertreter wie etwa der Außenminister Mevlüt Cavusoglu (SPON). +++
+++ "Das ist die richtige Zeit und der richtige Ort für einen Journalisten. Jedes Wort, das ich schreibe, kann ein Grund sein, wieder inhaftiert zu werden", sagt Cumhuriyet-Chefredakteur Can Dündar (der zurzeit nicht im Gefängnis sitzt, weil er in Berufung ging) im Interview der FAZ-Medienseite. Ums Ökonomische geht es auch ("Die Zeitung mit ihren zweihundert Angestellten lebt daher von den Verkaufserlösen der Auflage von 50.000 verkauften Zeitungen. Wir haben dieses Jahr zwar sehr viele internationale Auszeichnungen bekommen, vom PEN über Schweden bis Deutschland. Wir können sie aber nicht essen ..."). +++
+++ Ferner bestätigt eine FAZ-Meldung die gestern hier erwähnte Schließung der ABZV ("... stellt nach 27 Jahren ihre Arbeit ein. Durch das Urteil des Bundesgerichtshofs, die Reprographie-Abgabe der Verwertungsgesellschaften Wort und Bild-Kunst in der aktuellen Form zu kippen, habe die Akademie ihre finanzielle Grundlage verloren. Mit den Mitteln aus dieser Abgabe wurde die ABZV bisher finanziert. Alle nach dem 5. Juli geplanten Aus- und Weiterbildungen seien abgesagt worden"). +++
+++ "Eine schier endlose Abfolge kurzer Firmen- und Projekt-Vorstellungen ... meist vor einem eher schlecht als recht gefülltem Auditorium" beobachtete meedia.de auf der Axel-Springer-Konferenz namens Noah. +++
+++ Ex-TAZ-Chefredakteurin Ines Pohl wird Nachfolgerin Alexander Kudascheffs (TAZ). +++
+++ Und Phlilipp Walulis hat für NDRs "Zapp" (Video) den Alltag einer Talkshow-Redaktion nachempfunden. +++
Neues Altpapier gibt's wieder am Freitag.