Diese DuMonts

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Produziert der drittgrößte deutsche Zeitungsverlag in Zukunft mehr Seifenopern? Und können Ältere besser Qualitätsmedien? Ernst Elitz (69) sagt ja, Konstantin NevenDuMont (41) sagt nein.


Woran misst man, ob eine Meldung aus dem Medienressort eine Qualitätsmeldung ist? Vielleicht ja daran, ob die direkte Konkurrenz sie zitiert.

Spiegel Online zitierte am Sonntag den Focus, der passenderweise mit dem Titel "Mut zum Ich! Wie Authentizität erfolgreich macht" am Kiosk liegt. Darin steht ein Interview mit Konstantin Neven DuMont vom Medienkiosk M. DuMont Schauberg (kurz MDS; mit Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, Kölner Stadt-Anzeiger et al.), und der bestätigt darin nicht nur die Dauer seiner Aufgabenentbindung / seiner kreativen Auszeit von unbestimmter Dauer / seines Urlaubs (nämlich nach wie vor "drei Wochen").

Sondern dem Relevanzmagazin wurde auch das umkämpfte Privileg zuteil, ihm harsche Worte über seinen Vater Alfred (sprachgeregelt als der Patriarch oder auch der Verleger alten Schlags) aus der mutmaßlich waidwunden Seele zu schneiden:

"Dem Patriarchen Alfred Neven DuMont wirft Sohn Konstantin vor, er blicke 'bei der Digitalisierung und den nötigen Veränderungen der Geschäftsmodelle nicht so richtig durch'. Der Vater sei 'von der alten Schule und glaubt, Tageszeitungen funktionieren irgendwie',

fasst Focus Online sowie der Focus in einer Vorabmeldung zusammen. "Ich", also der Sohn, "hätte es gut gefunden, wenn ich ihn stärker hätte ablösen können." Denn so sei nun "das Problem bei MDS (...), dass keiner weiß, wer wirklich der Chef ist", sagte er, jedenfalls steht das so im Focus.

Kress.de, von Konstantin NevenDuMont vor kurzem bezichtigt, mit dieser Meldung eine Ente produziert zu haben, kündigt schon mal an: "Fortsetzung folgt..." Gewagte Prognose.

Was schreiben die anderen so? Die FAZ schreibt, sofern wir nichts übersehen haben, heute gar nichts, was vielleicht gar nicht so blöd ist. Für die taz befindet Steffen Grimberg online über den "'vielbespöttelten' Junior": "Erbe außer Rand und Band" und erinnert an den Ausgangspunkt:

"Vor allem sein Umgang mit den Vorwürfen, er habe im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier unter Dutzenden Pseudonymen munter mit sich selber diskutiert, hatten ranghohe DuMont-Mitarbeiter auf den Plan gerufen. Tenor: Konstantin Neven DuMont brauche Hilfe, keine besondere Verantwortung in einem Medienhaus."

Das Blog von Niggemeier geht hier mittlerweile übrigens steil auf Kommentar 1500 zu, und jemand, der blassrosa, altrosa, schmutzigrosa, dunkelrosa oder mauve hinterlegt ist, erwähnt bisweilen den an anderer Stelle schon gefallenen Namen Franz Sommerfeld und kritisiert, Grimberg von der taz und Marc Felix Serrao, der für die Süddeutsche die Sache bearbeitet (und den Neven DuMont auch namentlich in seinem "Gast-Altpapier" erwähnte), würden sich von den MDS-Bossen instrumentalisieren lassen.

"Konstantin Neven DuMont trägt sein Herz auf der rheinischen Zunge. Keineswegs so unnahbar und auf Statusgrenzen bedacht wie sein Vater, ist er ein umgänglicher Typ", befindet der Tagesspiegel, der biographisch up to date ist:

"2000 hat der Vater von vier Kindern den Karnevalsverein 'Goldene Jungs' mitgegründet, sein Büro hat er ökologisch korrekt ausstatten lassen."

Der aber auch aufschreibt, worum es bei der Geschichte, die im drittgrößten deutschen Zeitungskonzern spielt, der in der zwölften Generation in DuMont-Familienbesitz ist (das Foto oben zeigt Stammvater Marcus) eigentlich - also wirklich eigentlich - jenseits des Tratsches geht:

"Alfred Neven DuMont steht vor der Herausforderung, ob er über ein Stiftungsmodell die Macht an Manager delegiert und nur noch den Traditionsnamen bewahren will – oder seinen Drittgeborenen herrschen lässt."

[listbox:title=Artikel des Tages[Diese DuMonts (TSP)##Unsere DuMonts (Focus)##Eine glückliche Familie (taz.de)##Sarro korrigiert sich (WAMS)##Bush is wie immer (FAS)]]

Die Generationenfrage poppt auch sonst noch hier und da auf - bei der Frage etwa, wie man Fernsehen auf seine Qualität überprüft. Die CDU/CSU-Fraktionsarbeitsgruppe für Kultur und Medien hat einen Ältestenrat zur Medienevaluation vorgeschlagen, was Kurt Beck (SPD) im Spiegel (S. 171) als "abwegig" und "puren Populismus" bezeichnet. Die Funkkorrespondenz schreibt:

"Zuvor habe sich, so hieß es, die Arbeitsgruppe am 9. November mit dem ehemaligen Deutschlandradio-Intendanten Ernst Elitz zu einem Meinungsaustausch getroffen über Fragen der Qualität der Medien. Der muss es wissen. Elitz, 69, hat immer wieder eine solche 'Stiftung Medientest' gefordert. Seit längerem arbeitet der Ex-Intendant eifrig als Kommentator für die 'Bild'-Zeitung (...), die bekanntermaßen ein besonderes Gespür für Qualitätsjournalismus hat."

Der Vorschlag ist allerdings, wie allerorten korrekterweise betont wird, nicht neu, sondern alt, er stammt "aus dem Jahr 1994, eingebracht hatte ihn eine vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker eingesetzte Sachverständigen-Kommission" (FK).

Weshalb man sagen kann, dass die Idee und ihre Geschichte hier Händchen halten. Zumindest eine Anforderung an eine Qualitätsmeldung wäre damit wohl erfüllt. 


Altpapierkorb

+++ Was für eine Suppe kocht eigentlich Johann Lafer? Marvin Oppong (und Martin U. Müller) haben für den Spiegel, um im stinklangweiligen Suppenbild zu bleiben, die Zutaten gefiltert (hier die Vorabmeldung) und kommen, frei zusammengefasst, zum Ergebnis, dass Lafer im ZDF bevorzugt Küchengeräte benutzt, von deren Herstellern er zufälligerweise auch noch bezahlt wird. "Beim ZDF will man nun 'interne Überprüfungen' einleiten." +++

+++ Die Büroklammer mit Schnäuzer hat in der 14. Auflage ihres Buchs über Deutschland im Abendrot das ein oder andere Detail gestrichen, wie die Welt am Sonntag schreibt: "In der 1. Auflage schreibt" die Büroklammer mit Schnäuzer "auf Seite 370: 'So spielen bei Migranten aus dem Nahen Osten auch genetische Belastungen - bedingt durch die dort übliche Heirat zwischen Verwandten - eine erhebliche Rolle und sorgen für einen überdurchschnittlich hohen Anteil an verschiedenen Erbkrankheiten.' In der aktuellen 14. Auflage ist dieser Satz nicht mehr enthalten." usw. Das schreit eigentlich nach einem Spiegel-Cover. Arbeitstitel: "Alles ein großer Beschiss? Wie die Medienwelt einmal auf eine Büroklammer mit Schnäuzer hereingefallen ist" +++

+++ Fernsehen, konkret: Bestseller plus Sat.1 = TV-Event (Sat.1) und Mega-Epos (Spiegel, Tagesspiegel). Besprechungen von "Die Säulen der Erde" (20.15 Uhr) im TSP, im Abendblatt, in der BLZ, in der taz, im KSTA sowie im Spiegel (S. 168) und in der SZ (S. 15) +++ Die FAZ tritt einfallsreicherweise stattdessen "Soko 5113. Der Fluch des Osiris" (18 Uhr, ZDF) in die Tonne (S. 35) +++ Das Bambiwesen: "Warum die ARD, die den Grimme-Preis ins Dritte Programm abschiebt und den Deutschen Fernsehpreis nur zeitversetzt ausstrahlt, so sehr in den Bambi vernarrt ist, dass sie ihn im Internet und im Videotext als „Deutschlands wichtigsten Medienpreis“ ankündigt und live überträgt, das bleibt ihr Geheimnis. Das 'P' (für Produktionshilfe), das am Anfang und Ende aufgrund neuer Vorschriften des Rundfunkstaatsvertrags eingeblendet wurde, verwies vordergründig darauf, dass Mercedes der Kooperationspartner bei einem Gewinnspiel war. Tatsächlich kennzeichnete es die Show als Dauerschleichwerbesendung für Hubert Burda Media - einen Konzern, der ansonsten bei jeder Gelegenheit gegen ARD und ZDF ätzt", schreibt Michael Ridder im Tagebuch von EPD-Medien +++ Außerdem blickt die SZ voraus auf das Arte-Programm vom MIttwoch, "Die Kinder von Blankenese" (S. 15) +++

+++ Fernsehen, allgemein: Die SZ-Kritik des Arte-Dokudramas beginnt mit folgendem Satz: "Das Fernsehgeschäft kennt inzwischen eine unüberschaubare Fülle an Formen, an Spielarten, an Formaten, wie es dort wohl ganz korrekt heißen würde." +++ Das wird wohl auch Nils Minkmar von der FAS aufgefallen sein, der, quasi im Namen des Rappers Kanye West, kritisiert: Das "völlig überformatierte moderne Fernsehen" unterliege dem "Irrglauben (...), der Zuschauer würde sich nach spätestens fünfundzwanzig Sekunden nach einem neuen Reiz sehen". Es geht in Minkmars Text um das mediale Comeback George W. Bushs, der ihn animiere, die Figur auf Edvard Munchs "Schrei" zu imitieren: Es sei, "wie es immer mit ihm war: zum Haareraufen" +++ Fußballtrainer und -kommentator Jürgen Klopp im Funkkorrespondenz-Interview: "Wenn man wichtige Dinge sehen will, geht das im Stadion besser als im Fernsehen. Im Live-Fernsehen sind einige Dinge besser geworden: Man sieht Eins-gegen-eins-Situationen besser, man sieht ganz individuelle Fehler besser. Ideal wäre für mich allerdings, wenn ich die normale Führungskamera hätte, also ohne Trainerschnitte und so weiter, die nur stören. Und dann noch eine Kamera, die hinter dem Tor steht und das Spielfeld in der Länge hochschaut." +++ Bei EPD Konkretes zu den Sparplänen des SWR +++

+++ Das SWR-Projekt "Alpha 0.7" für Fernsehen, Hörfunk und Internet wird ausführlich besprochen in der FAZ vom Samstag und in der taz +++ Noch im Radio: Das MDR-Hörspiel "Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle", hat den Deutschen Hörspielpreis bekommen (FAZ, S. 35) +++ Mehr über die ARD-Hörspieltage, in deren Rahmen er verliehen wurde, in der SZ (S. 15) +++ Und noch eine Radionachricht: "Am Freitag hat ein Gericht die Entscheidung der MABB, Radio Paradiso die Frequenz zu entziehen, aufgehoben." BLZ und TSP +++

+++ Internet: Neda Soltani im taz-Interview (Samstag) +++ Wie viele Freunde kann man haben? Die Facebook-Debatte, die darauf beruht, dass Facebook von "Freunden" statt korrekterweise von "Kontakten" spricht, wird beim Tagesspiegel (Sonntag) weitergeschrieben von Miriam Meckel +++

+++ Ein neues Magazin namens Fräulein bespricht die FAS +++ Ein altes Magazin namens Bauwelt würdigt der Tagesspiegel +++

+++ "Charlotte Roche total durchgeknallt?", fragt Bild im Nachklang zu einem Spiegel-Interview, das Spiegel Online angesichts offenbar guter Klickraten weiter... wie sagt man? ...dreht. "Krass!", twittert der Grüne Sven Giegold. Und da sitzen wir nun und fragen blöd: Was genau ist eigentlich so krass? +++

Das Altpapier stapelt sich am Dienstag wieder.

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