Beim Internetportal www.das-tut-man-nicht.de können Nutzer Fragen stellen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob eine Angelegenheit in gesellschaftlicher, moralischer, ethischer, sozialer oder religiöser Sicht in Ordnung ist oder eben auch nicht. Experten beantworten die ausgewählten Fragen. Wir stellen jede Woche ein Problem samt Antwort zur Diskussion.
Die Frage:
Meine Frau arbeitet Vollzeit, unsere beiden Töchter werden vor allem von mir betreut. Ich habe eine Teilzeitstelle im Pflegebereich. Jetzt gehen die Kinder zur Schule und werden nachmittags im Hort betreut. Endlich habe ich Zeit für mich, für Sport, Musik und für meine Freunde. Doch meine Frau erwartet von mir, dass ich nun auch Vollzeit arbeite, und mehr zum Familieneinkommen beitrage. Dazu habe ich überhaupt keine Lust. Ich habe ich in den letzten Jahren wirklich viel getan, um die Familie zusammenzuhalten. Jetzt bin ich auch mal dran. Wir verstehen uns wirklich gut – aber ich würde mich am liebsten weigern, meine Stundenzahl zu erhöhen. Kann ich das machen?
Die Antwort: Von Maren Lehky. Sie hat Soziologie, Volkswirtschaft und Psychologie studiert. Danach arbeitete sie im Management verschiedener Unternehmen. 2002 gründete die Leadershipexpertin ihr eigenes Unternehmen, eine auf Führungs- und Personalthemen spezialisierte Unternehmensberatung in Hamburg. Sie hat viele Sachbücher geschrieben, zuletzt, "Was Ihre Mitarbeiter wirklich von Ihnen erwarten" im Campus Verlag.
"Interessant an Ihrer Frage ist, dass sie für die meisten Paare "seitenverkehrt" ist und dennoch typisch. Hier ist es der Mann, der für sich feststellt "Jetzt bin ich auch mal dran". Man könnte fragen: Und wann ist Ihre Frau dran? In Vollzeit arbeiten gehen, die Last des Familieneinkommens nahezu allein zu tragen, damit die Frage der Existenzsicherung auf den eigenen Schultern zu wissen, alles das ist weit davon entfernt, Zeit für sich zu haben, für Sport, Musik und für die Freunde. Insofern kommen hier verschiedene Gefühle zusammen: Der Druck, den Ihre Frau verspürt, vielleicht der Neid auf Sie und Ihre Freizeitmöglichkeiten, das Bedürfnis, in der Belastung mehr von Ihnen gesehen zu werden und der Wunsch nach Entlastung.
Die meisten Alleinverdiener wünschen sich heute, dass der Partner bzw. meistens die Partnerin, bitte stärker mit einsteigt, damit der Druck auf einen allein nicht so groß ist und man sich nicht noch mehr Sorgen um den Erhalt des Arbeitsplatzes machen muss, als eh vorhanden. Und auch bei Ihnen höre ich das Bedürfnis raus, gesehen werden zu wollen. Sie haben viel getan, um die Familie zusammen zu halten. Ihre Frau auch, nur anders. Ihre Idee, sich zu weigern, Ihre Stundenzahl zu erhöhen, ist sicher keine so gute Idee, denn Trotz erzeugt Gegentrotz. Dann haben Sie einen Konflikt im Haus, den man so leicht nicht erledigt bekommt. Insofern wäre es sicher besser, das Gespräch zu suchen und darüber zu reden, wer wie viel abkann, wer was vom anderen braucht und wie das trotz einer erhöhten Arbeitszeit für beide ermöglicht werden kann. Zeitfenster, die nur einem allein gehören, z.B., Rückzugsmöglichkeiten, pflichtenfreie Zeiten. Und wie gut, dass Ihre Frau so deutlich ausspricht, was sie sich wünscht und dass Sie beide darüber so aktiv im Gespräch sind. Dann werden Sie auch eine Lösung finden."
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