IG Metall will Josef Ackermann vor "Wahrheitskommission" bringen

IG Metall will Josef Ackermann vor "Wahrheitskommission" bringen
Die Gewerkschaft IG Metall will zur Aufklärung der Wirtschafts- und Finanzkrise beitragen. Dazu soll eine Art "Wahrheitskommission" installiert werden. Vor der dieser Kommission soll eine illustre Runde Rede und Antwort stehen.

Die IG Metall will Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vor eine "Wahrheitskommission" zur Aufklärung der Finanz- und Wirtschaftskrise bringen. "Eine solche Kommission kann die absolut notwendige Debatte organisieren: Wer ist verantwortlich für diese Katastrophe?", sagte Gewerkschaftschef Berthold Huber dem Magazin "Stern". Neben Bankmanagern sollten auch Politiker aussagen, die die Deregulierung der Finanzmärkte erlaubt hätten.

Das bekannteste Beispiel für eine sogenannte Wahrheitskommission stammt aus Südafrika, wo in den 90er Jahren eine "Wahrheits- und Versöhnungskommission" die Verbrechen während der Zeit der Apartheid aufarbeitete. Auch in anderen Ländern gab es solche Kommissionen zur Aufarbeitung politischer Verbrechen. Huber sagte, solch ein Gremium zur Finanzkrise könne in Deutschland beim Bundespräsidenten angesiedelt werden, "wenn er sich das zutraut". Die Deutsche Bank wollte sich zu Hubers Vorschlag nicht äußern.

Der Gewerkschaftschef warnte in dem Interview davor, Dauer und Folgen der Wirtschaftskrise zu unterschätzen: "Wir erleben ein Wachstum auf dem niedrigsten Niveau, das wir je hatten." Vielen Mittelständlern stehe das Wasser bis zum Hals. Die "Substanz der Industriegesellschaft" stehe auf dem Spiel. Huber forderte als Lehre aus der Krise, das deutsche Modell der sozialen Marktwirtschaft zu einer "sozialen marktwirtschaftlichen Demokratie" weiterzuentwickeln: "Eine nächste Krise werden das bisherige Modell und diese Regierung nicht überstehen."

Huber forderte, die Mitbestimmung der Arbeitnehmer gegenüber den Aktionären zu stärken. "Ich weiß nicht, auf wie vielen Hauptversammlungen ich mir den größten Schwachsinn angehört habe. Natürlich haben die Aktionäre Rechte, aber die Belegschaft und die Gesellschaft haben auch Rechte" sagte Huber. Künftig müsse das Aktiengesetz die Unternehmensvorstände auf das Allgemeinwohl verpflichten. Entscheidungen über Betriebsschließungen oder Werksverlagerungen sollten nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Aufsichtsrat gefällt werden können, verlangte Huber.

dpa