Ein "Laie" ist er dennoch nicht: Michelsen ist ordinierter Pastor und war Referent in der Hamburger Bischofskanzlei, ehe er 1980 zum NDR wechselte.
Im Oktober 2009 war Michelsen als einziger Nordelbier in den Rat der EKD gewählt worden. Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann als EKD-Ratsvorsitzende übernahm deren Stellvertreter, der rheinische Präses Nikolaus Schneider, den Vorsitz. Die EKD-Geschäftsordnung bescherte Michelsen am Wochenende daraufhin das neue Amt als Stellvertreter, weil er nach dem 62-jährigen Schneider das älteste Ratsmitglied ist. Zu seinen Aufgaben gehören die zeitweilige Leitung der Ratssitzungen und Repräsentationstermine. Predigten in Festgottesdiensten oder die Einführung von Bischöfen wird Michelsen allerdings den Bischöfen im EKD-Rat überlassen.
Ein Mann mit vielen Talenten
Ohnehin braucht der NDR-Redakteur für seine neues Amt "große Organisationskunst". Viele Urlaubstage und Wochenenden sind bereits für das kirchliche Ehrenamt verplant. Für Konzerte, Museumsbesuche, Radtouren und Fotografieren wird künftig kaum noch Zeit bleiben. Nur die Familie darf noch auf ein paar Urlaubstage hoffen. Arbeit und Ehrenamt hält er strikt getrennt. Für die EKD-Themen habe er sich beim NDR eine "absolute Totalabstinenz" verordnet.
Auch das Schreiben von plattdeutschen Büchern wird Michelsen wohl vorerst aufgeben müssen. So sind von ihm unter anderem das "Adventskallennerbook" (=Adventskalenderbuch) und Andersens Märchen auf platt erschienen. Regelmäßig hat er früher plattdeutsche Radioandachten gehalten und die NDR-Sendung "Talk op platt" geleitet. Gelernt hat er das Plattdeutsche als Kind auf einem Bauernhof in Handewitt bei Flensburg.
Michelsen lobt Arbeitsatmosphäre
In der EKD-Synode (Kirchenparlament) hat Michelsen sechs Jahre lang den Umweltausschuss geleitet. Außerdem ist er Mitglied der nordelbischen Synode und leitet dort den Dienstrechtsausschuss. Viele Jahre war er stellvertretendes Mitglied der Kirchenleitung. Für die künftige Nordkirche mit Mecklenburg und Pommern ist er derzeit am Konzept einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit beteiligt.
Bis November hat er die Aufgabe als Stellvertreter des EKD-Ratsvorsitzenden übertragen bekommen. Dann wählt die Synode neu. Für die Arbeit im Rat der EKD findet Michelsen nur lobende Worte. Er kenne kein kirchliches Gremium mit einer derart vertrauensvollen Zusammenarbeit. Die Arbeitsatmosphäre sei sehr angenehm und der Umgang zwischen Bischöfen und Ehrenamtlichen "auf Augenhöhe". Michelsen: "Wir pflegen einen Umgang, wie ihn sich die Kirche von anderen immer wünscht."