EKD: Schneider will Käßmanns Arbeit "zielstrebig" fortsetzen

EKD: Schneider will Käßmanns Arbeit "zielstrebig" fortsetzen
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will nach dem Rücktritt von Margot Käßmann als EKD-Ratsvorsitzende weiter für Frieden und eine gerechte Sozialpolitik eintreten.

Nach dem Rücktritt seiner Vorsitzenden, Bischöfin Margot Käßmann, setzt der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf Kontinuität. Der bisherige Stellvertreter Käßmanns, der rheinische Präses Nikolaus Schneider (62), soll bis zur nächsten Synodentagung im November als amtierender Ratspräsident fungieren, beschloss das Leitungsgremium am Samstag auf einer Sitzung in Tutzing.

Friedenspolitik und soziales Engagement

Schneider fülle sein Amt an der Spitze der Rates "mit Klarheit und Tatkraft" aus, sagte die Präses der EKD-Synode, die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, auf einer Pressekonferenz. Mit seiner "hohen sozialethischen Kompetenz" werde er die unverwechselbare Stimme der evangelischen Kirche in die Gesellschaft bringen. Der EKD gehören rund 25 Millionen evangelische Christen an.

Schneider sagte, er wolle die Arbeit seiner Vorgänger Wolfgang Huber und Margot Käßmann "zielstrebig fortsetzen" und sie zugleich mit "eigenen Akzenten versehen". Als seine wichtigsten Arbeitsfelder nannte er eine an christlichen Grundsätzen orientierte Friedenspolitik, die kraftvolle Weiterentwicklung des kirchlichen Reformprozesses und soziales Engagement, das ihm besonders am Herzen liege. Am Umgang einer Gesellschaft mit ihren schwächsten Mitgliedern zeige sich ihre humane Qualität, sagte Schneider, der die mit 2,8 Millionen Mitgliedern zweitgrößte EKD-Landeskirche repräsentiert.

Nach dem Wunsch kirchlicher Spitzenvertreter soll Schneider auch nach der November-Tagung des Kirchenparlaments den Rat der EKD leiten. Göring-Eckardt sagte, sie würde sich über eine Zusammenarbeit mit Schneider, der hohes Vertrauen in der Synode genieße, über den Herbst hinaus "persönlich sehr freuen". Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich, ebenfalls EKD-Ratsmitglied, sagte vor Journalisten, dass drei unterschiedliche Ratsvorsitzende für ein einziges Jahr zuviel sein könnten. Schneider zeigte sich auf Nachfragen offen für eine Wahl durch die Synode im Herbst, obwohl er selbst eine andere Lebensplanung gehabt habe.

Käßmann soll wichtige Stimme bleiben

Übereinstimmend betonten Friedrich und Synoden-Präses Göring-Eckardt, dass Margot Käßmann mit ihrem "starken Rücktritt" der Kirche einen großen Dienst erwiesen habe. Es sei zu wünschen, dass Käßmann eine wichtige Stimme im deutschen Protestantismus bleibe, so Göring-Eckardt. Präses Schneider betonte, der Abschied Käßmanns stelle einen "noch gar nicht ermessenen Verlust" dar. Aber ihr Schritt sei zu respektieren. Er habe ihr in seiner "Glaubwürdigkeit und Gradlinigkeit" Hochachtung eingetragen.

Nach Angaben Schneiders wird Jürgen Papier, der in wenigen Tagen aus dem Amt als Präsident des Bundesverfassungsgerichts scheidet, künftig die EKD-Kammer für öffentliche Verantwortung leiten. Stellvertretender Ratsvorsitzender wird das älteste Mitglied des Gremiums, der NDR-Journalist Uwe Michelsen (Hamburg). EKD-Kirchenamtspräsident Hermann Barth, der Mitte des Jahres in den Ruhestand gehen wollte, habe seine Entscheidung nach den jüngsten Ereignissen revidiert und werde sein Amt bis Ende November ausüben, so Schneider.

epd