Der Pilotenstreik bei der Lufthansa ist ausgesetzt. Darauf einigten sich am Montagabend das Unternehmen und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) bei einer Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Frankfurt. Der Flugverkehr sollte bereits am Dienstag wieder aufgenommen werden. Die VC verpflichtet sich, bis zum 8. März den Streik auszusetzen und ihre Piloten am Dienstag wieder zum Einsatz zu rufen. Die Lufthansa-Piloten hatten am Montag große Teile des Flugverkehrs in Deutschland lahmgelegt. Zehntausende Passagiere waren betroffen. Rund 4.000 Piloten waren zunächst bis Donnerstag zum Streik aufgerufen.
In dem Tarifkonflikt geht es um Geld, Arbeitsplatzsicherung und Einfluss auf die Firmenpolitik. Die Gewerkschaft will verhindern, dass durch billigere Lufthansa-Töchter vor allem im Ausland eine innerbetriebliche Konkurrenz entsteht. Daher verlangt sie auch Mitsprache bei den Auslandstöchtern. Lufthansa hält dies für unzulässig.
Knackpunkt Auslandstöchter
Eine Annäherung war nicht in Sicht. "Wir haben in den letzten Stunden keinen direkten Kontakt gehabt", sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg. Außerdem denken die Piloten schon an eine weitere Fortsetzung des Arbeitskampfes. "Offenbar reicht der Lufthansa der Druck von vier Tagen Streik noch immer nicht", sagte Alexander Gerhard-Madjidi von Cockpit. Sollte es am Ende des aktuellen Streiks aber keine Gespräche geben, seien neue Streiks denkbar. "Wir können das im Wochenrhythmus wiederholen."
Die Fluggesellschaft zeigte sich offen für Verhandlungen. "Wir sind dialogbereit, wenn Cockpit das Gesprächsthema vom Tisch nimmt, dass man tarifvertraglich mitentscheiden möchte, wo die Lufthansa welche Flugzeuge mit Lufthansa-Klassik-Piloten besetzt", sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther im Deutschlandfunk. "Man versucht da praktisch, das Tarifvertragsrecht ins Ausland auszuweiten. Das ist mit uns nicht verhandelbar."
Der Lufthansa-Antrag auf einstweilige Verfügung wurde damit begründet, dass der Streik unverhältnismäßig sei. Lufthansa sei verpflichtet, Schaden von Unternehmen, Mitarbeitern und Aktionären abzuwenden, sagte Sprecher Andreas Bartels. Cockpit rechnete nicht mit Einschränkungen des Streiks. "Wir sehen dem gelassen entgegen. Wir haben Gutachten, die unsere Position stützen, dass der Streik verhältnismäßig ist", sagte Gerhard-Madjidi.
Auch Germanwings betroffen
An den größten deutschen Flughäfen in Frankfurt, Düsseldorf, München, Berlin und Hamburg fielen am Montag zahlreiche Flüge aus. Etwa 800 Flüge sollten nach Einschätzung der Lufthansa über den Tag ausfallen. Das wären etwa zwei Drittel der Flüge, die von der Gewerkschaft bestreikt werden können. Das restliche Drittel der Flieger soll abheben. Beim Billigflieger Germanwings sollen rund zwei Drittel der Flüge trotz des Streiks stattfinden.
"Es ist das Dramatischste, was wir je im deutschen Luftverkehr erlebt haben", sagte Walther. "Wir werden statt der üblichen 1.800 maximal 1.000 Flüge darstellen können." Betroffen waren vor allem Strecken innerhalb Deutschlands sowie einige internationale Verbindungen.
Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt sollten von den rund 390 Lufthansa-Verbindungen etwa 40 Prozent ausfallen, sagte eine Sprecherin. Weil sich viele Passagiere über den Sonderflugplan informiert hatten, blieb ein Chaos in den Morgenstunden aus. Am zweitgrößten Airport bei München war es zunächst "sehr ruhig und sehr leer" in der Abflughalle, wie ein Sprecher sagte. Die Lufthansa geht davon aus, dass dort rund 40 Prozent der Flüge gestrichen werden müssen. "Wir werden versuchen, 50 bis 60 Prozent des normalen Flugprogramms aufrecht zu erhalten", sagte eine Sprecherin.