"Hoffnung für Osteuropa": Gegen die Armutsschere

"Hoffnung für Osteuropa": Gegen die Armutsschere
Die 17. bundesweite evangelische Hilfsaktion "Hoffnung für Osteuropa" ist am Sonntag im niedersächsischen Nordhorn mit einem Gottesdienst eröffnet worden. Der Kirchenpräsident der gastgebenden reformierten Kirche, Jann Schmidt, rief in seiner Predigt zur Solidarität mit den Armen in Osteuropa und der bundesdeutschen Gesellschaft auf.

"Niemand kann und darf am Sonntag Halleluja singen und in der Woche blind sein für Not und Elend", sagte Schmidt. Er kritisierte die mangelnde Unterstützung für die Armen in Deutschland. "Armut hat bei uns keine Stimme", sagte der Kirchenpräsident während der Feier in der Alten Kirche von Nordhorn, die bundesweit live über den Deutschlandfunk und die Deutsche Welle im Radio übertragen wurde. "Viele Menschen erleben, dass sie von Hartz IV immer weiter in die Armut getrieben werden." Der Theologe rief zu einer neuen Kultur des Helfens und des Hinsehens auf.

Armutsschere zwischen Ost und West zu weit auseinander

Der hannoversche Oberlandeskirchenrat Rainer Kiefer rief die Menschen dazu auf, ein "Zeichen für ein gerechtes Europa" zu setzen. Die Armutsschere zwischen den europäischen Ländern gehe weit auseinander, mahnte der Vorsitzende der Kommission für Mittel- und Osteuropa der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Minderheiten, kranke, behinderte und alte Menschen seien in den osteuropäischen Staaten oft ausgegrenzt und erhielten nicht die nötige Unterstützung. Kinder hätten häufig keinen Zugang zu Bildung.

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Die Aktion "Hoffnung für Osteuropa" steht wie schon im vergangenen Jahr unter dem Motto "Zeichen setzen - für ein gerechtes Europa". Sie wurde 1994 als Antwort auf die Not der Menschen in Mittel- und Osteuropa gegründet, um mit Spenden beim Aufbau sozialer Strukturen und diakonischer Einrichtungen zu helfen. Gefördert werden jährlich etwa 150 Projekte der "Hilfe zur Selbsthilfe" in Mittel-, Südost- und Osteuropa. Zu den Trägern gehören die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Diakonie, das Gustav-Adolf-Werk, der Martin-Luther-Bund und einige Freikirchen.

Künftig von den Landeskirchen koordiniert

Mit den Spenden werden beim Aufbau sozialer Strukturen und diakonischer Einrichtungen geholfen. Dazu gehören Programme der Armutsbekämpfung, der Aids- und Drogenprävention, der Alten- und Krankenhilfe sowie für Straßenkinder und Behinderte. Schwerpunkte der Hilfe sind vor allem Rumänien und die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, wo die staatlichen Sozialsysteme weitgehend zusammengebrochen sind. In diese Länder wurden zusammen fast 50 Prozent der Mittel vergeben. Im vergangenen Jahr erbrachte die Sammlung ein Spendenaufkommen von 1,2 Millionen Euro. Seit Beginn der Hilfsaktion sind nach Angaben der Diakonie mehr als 18,6 Millionen Euro gespendet worden.

Die Projekte werden aber nicht in voller Höhe von "Hoffnung für Osteuropa" finanziert. Die meist kirchlichen Projektträger vor Ort sind mit einem Eigenanteil beteiligt. Einige Programme der Hilfsaktion werden außerdem mit Bundesmitteln aus dem Entwicklungs- und dem Innenministerium gefördert. Künftig soll die Initiative nicht mehr wie bisher zentral aus Stuttgart, sondern in den jeweiligen Landeskirchen koordiniert werden.

epd