Septuaginta: Die Grundlage des christlichen Glaubens

Septuaginta: Die Grundlage des christlichen Glaubens
Die Septuaginta ist die griechische Übersetzung des Alten Testamtents. Nun wurde sie erstmals ins Deutsche übertragen - ein herausragendes Buchprojekt, das Maßstäbe setzt.
29.01.2010
Von Vicco von Bülow

Das hebräische Alte Testament ist schon früh ins Griechische übersetzt worden, in die damalige Weltsprache. Die Legende berichtet, siebzig Gelehrte seien unabhängig voneinander bei der Übersetzung zum selben Wortlaut gekommen. Die sogenannte Septuaginta (lateinisch LXX = 70) liegt nun erstmals in deutscher Sprache vor. Sie bietet einen frischen Blick auf das kulturelle Erbe der Menschheit und verbindet in besonderer Weise Christentum und Judentum.

König Ptolemaios II. Philadelphos, im frühen 3. vorchristlichen Jahrhundert Herrscher Ägyptens, soll wegen der großen Bedeutung der hebräischen Bibel - Gesetz, Propheten, Schriften - beschlossen haben, diese in die Hofbibliothek in Alexandria aufzunehmen. Dazu musste sie ins Griechische übersetzt werden. Dies haben dem sogenannten Aristeasbrief zufolge 72 Gelehrte getan, sechs von jedem der zwölf Stämme Israels, die man eigens aus Jerusalem hatte kommen lassen. Später wurde diese Legende erweitert - es hieß, sie seien sogar unabhängig voneinander zum selben Ergebnis gekommen. Aus den 72 wurden 70.

Unabhängig vom historischen Wahrheitsgehalt dieser Legende, die eine nachträgliche Legitimation der Übersetzung zum Ziel hatte, ist die Septuaginta zur Bibelausgabe der griechisch sprechenden Juden außerhalb Israels geworden und damit auch zur jener Übersetzung der Heiligen Schrift, die für die Christen des Neuen Testaments die entscheidende Grundlage ihres Glaubens war und blieb. Im Miteinander und nicht im Gegeneinander dokumentierten sich hier "die Unbedingtheit des Gottes Israels und der Universalismus Griechenlands, die biblische Weisheit Israels und die theoretische Weisheit Griechenlands“" wie es im Geleitwort zur erstmaligen deutschen Übersetzung der LXX heißt.

Dass dieses Geleitwort der "Septuaginta Deutsch" von leitenden Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Orthodoxen Kirche in Deutschland und der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands unterzeichnet wurde, zeigt die ökumenische Bedeutung dieser Veröffentlichung auf. Die Herausgeber um Wolfgang Kraus (Saarbrücken) und Martin Karrer (Wuppertal) sowie eine Vielzahl von Übersetzern haben ein mit langem Atem vorbereitetes und durchgeführtes Buchprojekt vorgelegt, für das sie hohen Respekt verdient haben.

Texttreu und verständlich

Wenn das entscheidende Qualitätskriterium jeder Bibelübersetzung die Verbindung der Treue zum Ausgangstext mit der Verstehbarkeit für die Leser ist, hat die Septuaginta Deutsch nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Praxis einen wichtigen Dienst geleistet. Sie erlaubt nicht nur einen historischen Einblick in ein besonderes kulturelles Erbe der Menschheit, sondern verbreitert auch den Zugang zur Bibel, zur Heiligen Schrift als "maßgeblichem Maßstab" des christlichen Lebens und Handelns sowie der kirchlichen Lehre.

Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Hg. von Wolfgang Kraus und Martin Karrer in Verbindung mit Eberhard Bons u.a., Stuttgart 2009. Deutsche Bibelgesellschaft, 1.507 Seiten, 64 Euro.

Zur Seite der Herausgeber der Septuaginta Deutsch geht es hier, weitere Informationen zur Septuaginta Deutsch auch auf den Internetseiten der Deutschen Bibelgesellschaft.


Dr. Vicco von Bülow ist Oberkirchenrat und arbeitet als Theologischer Referent im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover.