Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben am Donnerstag zu Spenden und Gebeten für das von einem schweren Erdbeben erschütterte Haiti aufgerufen. "Ich bete für die vielen Menschen auf Haiti, die von Leid, Zerstörung und dem Verlust von Menschen betroffen sind", erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, in Hannover. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sprach den Verletzten und Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus: "Wir müssen jetzt helfen."
"Besonders erschüttert bin ich vom Tod so vieler Menschen, die in selbstlosem Einsatz für die Kirche Ihres Landes gearbeitet haben", schrieb Zollitsch an den Vorsitzenden der haitianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Louis Kébreau. Besondere Anteilnahme bekundete er zum Tod des Erzbischofs von Port-au-Prince, Joseph Serge Miot.
Auch Käßmann zeigte sich tief erschüttert über die hohe Zahl der Opfer des Erdbebens: "Es ist eine Tragödie, dass diese Katastrophe eines der ärmsten Länder dieser Erde trifft. Den Menschen dort gilt mein ganzes Mitgefühl." Die EKD-Ratsvorsitzende rief dazu auf, die Hilfsmaßnahmen zu unterstützen und wies besonders auf die unverzüglich nach dem Beben angelaufene Katastrophenhilfe des Diakonischen Werkes hin.
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, unterstrich die Notwendigkeit schneller Nothilfe und späterer Aufbauhilfe. Schneider, der auch stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, zeigte sich in einem epd-Gespräch von der großen Hilfsbereitschaft der Bundesbürger überzeugt.
Für die katastrophalen Folgen des Erdbebens in Haiti machte er die schlechte Infrastruktur und die große Armut mitverantwortlich. "Die Diktatoren und die Ausbeutung des Volkes in der Vergangenheit sowie die militärischen Interventionen der Vereinigten Staaten haben mit dazu beigetragen, dass es eine derart schwache Infrastruktur in Haiti gibt", sagte er.