Forderung nach Frieden von Bethlehem bis Rom

Forderung nach Frieden von Bethlehem bis Rom
In ihren Weihnachtsbotschaften äußerten sich evangelische und katholische Bischöfe unter anderem zur Gewalt in Afghanistan, zu Armut und Klimawandel. EKD-Ratsvorsitzende Käßmann warb für einen Abzug aus Afghanistan, Landesbischof Friedrich predigte in Bethlehem für die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern, und der Papst ließ sich von dem Angriff einer 25-jährigen Frau nicht weiter stören.

In Interviews warb Margot Käßmann für einen geordneten Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan. "Es gibt keinen gerechten Krieg", sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an Heiligabend in Hannover. Die höchste Repräsentantin von rund 25 Millionen evangelischen Christen forderte Mut zum Frieden: "Wir brauchen Menschen, die ein mutiges Friedenszeugnis in der Welt abgeben und gegen Gewalt und Krieg aufbegehren."

Die christliche Botschaft von der Geburt Jesu befreie vom täglichen Leistungsdruck, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, im Freiburger Münster. "Die Welt wird menschlicher, dadurch dass Gott Mensch wird." Die Menschenwürde werde bedroht, wo Entscheidungsträger nur an sich dächten und sich nicht ihrem Glauben, sondern lediglich ihrem Profit verantwortlich wüssten, kritisierte Zollitsch. Daher müsse die Menschenwürde immer wieder neu verteidigt werden.

Friedrich predigt in Bethlehem

In einem arabisch-deutschen Gottesdienst in Bethlehem wandte sich der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich nachdrücklich gegen Resignation. Gott sei in dem kleinen Jesuskind Mensch geworden, weil er Freude und Leid mit den Menschen teilen wolle, sagte er in seiner Predigt in der Weihnachtskirche. Friedrich räumte ein, dass der Frieden in Palästina und Israel nicht nähergerückt sei: "Angesichts der Probleme hier im Land fällt es schwer, an Weihnachten fröhlich zu sein."

Der Bischof drückte seine Freude darüber aus, wieder in der Stadt zu sein, in der er vor 20 Jahren als Probst arbeitete. Er erinnere sich noch gut an die Verwüstungen nach Ausbruch der zweiten Intifada. Auch heute sei sein Besuch "ein das Herz einschnürendes Erlebnis". Die Menschen bräuchten Genehmigungen, um die vielen Kontrollpunkte zu durchqueren, die als Schikane empfunden würden. Auch litten sie unter der acht Meter hohen Mauer, sagte Friedrich in seiner Predigt, die live im Bayerischen Fernsehen übertragen wurde.

Mit Nachdruck wandte sich der Bischof gegen Resignation. Gott sei in dem kleinen Jesuskind Mensch geworden, weil er Freude und Leid mit den Menschen teilen wolle. Er habe ein Beispiel gegeben für Freundlichkeit, Menschenliebe und Barmherzigkeit. Friedrich würdigte auch das Internationale Haus der Begegnung neben der Weihnachtskirche. Es gebe "Hoffnung, dass ein normales Leben einmal möglich sein wird", sagte er.

Papst übersteht Attacke, Kardinal bricht sich Bein

Auch der Papst Benedikt XVI. hatte bei seiner Weihnachtsbotschaft am ersten Weihnachtsfeiertag eindringlich ein Ende der Gewalt im Nahen Osten, Israel und Afrika angemahnt. Vor Zehntausenden Pilgern auf dem Petersplatz in Rom wünschte der Papst in 65 Sprachen frohe Weihnachten und spendete den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). Der Papst appellierte an Israelis und Palästinenser, die "Logik der Gewalt und Rache aufzugeben, und sich mit erneuerter Kraft und Großmut für den Weg zu einem friedlichen Zusammenleben einzusetzen". Zugleich verurteilte er die zunehmende Verfolgung der Christen im Irak.

Während der Christmette an Heiligabend war Papst Benedikt XVI. von einer geistig verwirrten Frau angegriffen worden und gestürzt. Er blieb unverletzt. In dem Tumult zog sich der französische Kardinal Roger Etchegaray, der ebenfalls stürzte, einen Bruch am Oberschenkelhals zu. Der 87-jährige Kardinal liege im Krankenhaus, es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, teilte der Vatikan mit. Die 25-jährige Frau wurde festgenommen und in eine psychiatrische Klinik gebracht.

Abzug aus Afghanistan und Ausverkauf der Kultur

Der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms, forderte eine rasche Beendigung des Krieges in Afghanistan. "Das geht meiner Überzeugung nach nicht mit noch mehr Soldaten", sagte Brahms, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Möglich sei dies nur durch den verstärkten zivilen Aufbau des Landes. Brahms: "Jedes verhungernde Kind ist eines zu viel. Und jeder getötete Soldat, Zivilist oder Taliban ist einer zu viel."

Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer sagte in der Karlsruher Stadtkirche, wenn die Weihnachtsbotschaft die Herzen der Menschen erreiche, dann könne sie die Kraft verleihen, sich für den Frieden einzusetzen, den Gott an Weihnachten den Menschen zugesagt habe.

Der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, kritisierte in seiner Weihnachtspredigt den "Totalausverkauf der Kultur". "Was wir heute um uns herum erleben, ist nichts anderes als eine Neuauflage der Verhältnisse von damals" zur Zeit von Jesu Geburt, sagte er im Kölner Dom. Unter dem äußeren Glanz der Herrschaft des Herodes hätten sich Korruption, Machtgier und Unterdrückung verborgen.

Der evangelische Bischof Gerhard Ulrich sagte im Dom zu Schleswig, auf dem Klimagipfel in Kopenhagen sei verzweifelt um Gerechtigkeit beim Klimaschutz gerungen worden. Die Botschaft von Weihnachten sei aber, dass Gott seine Schöpfung und die Menschen nicht verlasse. "Die Rettung der Welt kann lange warten, wenn wir sie denen überlassen, die mächtig sind in der Welt", sagte der Vorsitzende der nordelbischen Kirchenleitung. Die Rettung der Welt beginne mit der Geburt des Kindes in der Krippe.

epd