Noch kein Geschenk? Diese Bücher lohnen sich!

Noch kein Geschenk? Diese Bücher lohnen sich!
Jetzt wird’s Zeit, aber für ein paar Bücher reicht die immer. Mama und Papa, Julian und Tante Lotte kriegen was zu lesen, die Schulfreundin in Hamburg auch. Bloß: was? Ein paar Vorschläge aus der Redaktion von evangelisch.de
17.12.2009
Von Anne Buhrfeind und Ursula Ott

Für den golfspielenden Onkel

Onkel Rick hat Platz im Regal und viele Stunden Zeit fürs Lesen, wenn er nicht auf dem Golfplatz ist. "Ab nach Amerika! Ausgewanderte erzählen" ist ein dickes Buch. Nicht so dick wie "Der Turm" und nicht annähernd so hochliterarisch, also für Onkel Rick vielleicht genau richtig. Helmut Sorge, der "Spiegel"-Autor, der jahrelang aus Washington und Los Angeles schrieb, kennt jede Menge Leute, die sich in den USA niedergelassen haben. Schauspieler und Regisseure, Künstler, Raumfahrtfachleute, Computer-Milliardäre, Restaurantbesitzer. Paradiesvögel, Tellerwäschermillionäre, Skiläufer und ein schönes Supermodel. In ihren Erzählungen ist viel von Kalifornien, aber fast genauso viel von Holstein oder Franken die Rede, ebenso viel von erfüllten Träumen wie von Heimweh, falschen Vorstellungen, enttäuschten Hoffnungen. 28 mal auswandern, 28 Geschichten, 28 verschiedene Amerikas.

Helmut Sorge: Ab nach Amerika! Ausgewanderte erzählen. Collection Rolf Heyne, 495 Seiten, 24,90 Euro

Für Freunde mit Altersweitsicht

Andreas braucht eine Brille. Und schon deshalb braucht er dieses Buch. In der "Jenseitsnovelle" von Matthias Politycki ändert sich das Leben des Helden, als alle Dinge und vor allem die Frauen plötzlich wieder so scharfe Konturen kriegen. Mit dem Erwerb einer Brille sieht man aber bekanntlich auch das Ende näher rücken. Und das ist das eigentliche Thema dieses klugen Buches. Sehr unterhaltsam – und nach einer Weile richtig spannend.

Matthias Politycki: Die Jenseitsnovelle. Hoffmann und Campe, 128 Seiten, 15,95 Euro

 

 

Für Menschen mit guten Vorsätzen

Jörg und Ulrike haben um diese Jahreszeit ein Lieblingsthema. Ihre guten Vorsätze für das neue Jahr. Für Sie gibt es in diesem Jahr "Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke", speziell den darin enthaltenen "Spruch für die Silvesternacht":

"Man soll das Jahr nicht mit Programmen
beladen wie in krankes Pferd.
Wenn man es allzu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.
Je üppiger die Pläne blühen,
umso verzwickter wird die Tat.
Man nimmt sich vor, sich zu bemühen,
und schließlich hat man den Salat!
Es nützt nicht viel, sich rot zu schämen.
Es nützt nichts, und es schadet bloß,
sich tausdend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm! Und bessert euch drauflos!"

Erich Kästner: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke. Gedichte für den Hausbedarf der Leser. Atrium Verlag, 208 Seiten, 19,90 Euro

Für die gute Freundin

Julia hat sich als echte Freundin erwiesen in diesem Jahr. Das perfekte Geschenk für sie "Von der Freundschaft": Texte über die Freundschaft. Woran erkennt man einen Freund? Warum war Freundschaft so lange eine Sache von  Männern? Können reiche Menschen echte Freunde haben? Hier sind Antworten von Klopstock und Rilke, von Sappho und Bovenschen, aber die meisten davon sind richtig alt. Cicero, Montaigne, Kant. Klassisch und gut – aber auch mal romantisch und leicht langatmig. Es gibt Freundinnen, denen schenkt man besser "Moppel-Ich" oder "Biss in der Morgenröte" – Julia wird das hier eher schätzen.

"Von der Freundschaft". Ein Lesebuch, herausgegeben von Silvia Bovenschen und Juliane Beckmann. Fischer Taschenbuch, 255 Seiten, 8 Euro.

 

Für den Hobbysterngucker

Philipp hat ganz andere Fragen. Was genau ist ein Meteor? Warum heißt Kassiopeia, wie sie heißt? Warum ist der Sternenhimmel im Juni anders als im Dezember? Demnächst kann er "Den Himmel lesen lernen". Das Buch von der britischen Journalistin und Wissenschaftlerin Emily Winterburn ist Astronomie für Anfänger, gut geschrieben, übersichtlich. Wenn Philipp möchte, kann er jeden Monat ein Kapitel lesen, in dem er jeweils nicht nur erfährt, wie die Sterne im März oder im April stehen, sondern dazu noch jede Menge über Wissenschaftsgeschichte, internationale Astronomie, Anekdoten und – Satelliten. Ein Buch für Jugendliche und Erwachsene.

Emily Winterburn: Den Himmel lesen lernen. Asgronomie für Sterngucker. Dtv, 240 Seiten, 16,90 Euro

 

Für die frischveliebte Singlefrau

Und dann unsere Margitta. Die erwachsene Tochter grade aus dem Haus, der Krankenschwestern-Job nervt, und jetzt ist sie knallbrutal verliebt. Heissa, die kriegt das neue Buch von Maya Onken: "Heissss. Lustreise zur Sexgöttin." Die Geschichte der Journalistin Alé, die über ein Interview mit einem Orgasmusforscher selber in Fahrt kommt, ihren Körper neu entdeckt und mit allem experimentiert, was das moderne Sexleben so her gibt, virtuell und ganz in echt. Margitta liest eher Emma als Cosmopolitan, drum wird ihr gefallen, wie ehrlich dieses Buch geschrieben ist. Der One Night Stand ist dann gar nicht so huiuiui wie vermutet, eigentlich läuft alles saublöd. Aber die Reise in die eigenen Fantasien – das wird Margitta gefallen, die sich ja jetzt lang genug um andere gekümmert hat. Kann sie an den Feiertagen mit dem neuen Liebsten zusammen lesen – falls sie zum Lesen überhaupt Zeit finden.

Maya Onken: Heissss: Eine Lustreise zur Sexgöttin, Xanthippe,19 Euro

Für den Krimifan (groß)

Volker, der Schwager, wünscht sich einen Krimi. Haha, der Witz war gut, denn er hat wirklich schon alles gelesen, alle Stieg Larssons und die Allgäu-Krimis von Kobr/Klüpfel sowieso. Der kriegt den neuen Brenner: "Brenner und der liebe Gott". Sieht gar nicht aus wie ein Krimi und der liebe Gott kommt auch nur auf einer halben Seite vor, aber die Geschichte ist trotzdem ziemlich irre. Simon Brenner hat als Chauffeur eines Bauunternehmers kurz nicht aufgepasst – und prompt wurde das Kind des Unternehmers entführt. Daraus entspinnt sich eine Austro-Sumpf-Mafia-Geschichte, die man überhaupt nicht nach erzählen kann und schon gar nicht diesen kongenialen Schreibstil benennen. Der besteht manchmal nur aus einzelnen Worten, die Syntax ist zauberisch verworren, man liebt es oder man hasst es. Volker wird es lieben.

Wolf Haas, "Der Brenner und der liebe Gott" Hoffmann und Campe, 18,99 Euro

Für den Krimifan (klein)

Über Krimis lassen sich ja sogar Kinder einfangen. Seit der Kölner Kinder-Krimi-Autor Tobias Bungter an Oskars Schule eine ganze Lesenacht durch gelesen hat, fragen die Kinder tatsächlich immer wieder: gibt es einen neuen Kokolores? Kokolores ist der Kater einer Kinder-Komissaren-Bande. Und, hallo Oskar: Es gibt einen neuen Fall, den achten! Diesmal kriegen Kokolores und Co raus, warum der Kölner Dom plötzlich spurlos verschwunden ist, und das wollen wir jetzt schon genauer wissen, weil ja auch das Stadtarchiv dieses Jahr verschwunden ist, wenn auch nicht spurlos. Netter Typ, dieser Bungter, und da er in der Medienstadt Köln lebt, kommt auch jede Menge Fernsehen vor, was den kleinen Fernsehfreund Oskar freuen wird.

Tobias Bungter: Kokolores & Co. Achter Fall. Der Kasimir-Effekt, Kiepenheuer&Witsch, 9,95 Euro