Beide sollten sie Recht behalten, der Pirat und der Schiffshauptmann der Hanse. Als Gödeke Michels (Matthias Schweighöfer) mal wieder die Moral seines hadernden Kapitäns Klaus Störtebeker (Ronald Zehrfeld) heben will, raunt er ihm zu: "Von unseren Taten werden sie noch in hundert Jahren sprechen " Und als Simon von Utrecht Störtebeker endlich besiegt hat und ihn den Hamburger Bürgern zur Enthauptung vorführt, flüstert er sich selbst zu: "Nach mir werden sie einst Straßen benennen."
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So selbstbewusst, wie die Figuren in "12 Meter ohne Kopf" an ihrem eigenen Mythos arbeiten, so souverän und gewitzt geht Sven Taddicken ("Emmas Glück") in seinem Piratenfilm mit den wenigen historischen Fakten und vielen Vermutungen um, die das Leben und Sterben Störtebekers gegen Ende des 14. Jahrhunderts umgeben. Taddicken und sein Drehbuchautor Matthias Pacht nahmen sich von den Überlieferungen, was sie brauchten: den ungleichen Kampf der Freibeuter gegen die Pfeffersäcke der Hanse, den Unterschlupf in der ostfriesischen Stadt Marienhafe, die Niederlage gegen eine von Simon von Utrecht geführte Flotte, die Hinrichtung in Hamburg. Gleichzeitig wimmelt es im Film von Anachronismen, Songs von The Clash, T.Rex und Johnny Cash untermalen das Schlachtengetümmel, Störtebekers Mannen haben schöne Punk-Namen wie Keule und Beule, und ihr gut auf die T-Shirts der Zielgruppe passender Schlachruf lautet: "Fickt die Hanse! "
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Flottes Erzähltempo
Vor allem am Anfang gelingt es Taddicken, durch ein flottes Erzähltempo und trockenen, norddeutschen Humor bestens zu unterhalten. Als Hauptkonflikt des Films schält sich schnell nicht der Kampf gegen die Hanse, sondern der zwischen unterschiedlichen Anschauungen über die Verantwortung heraus. Während der schon bald zum zweiten Kapitän aufgestiegene Gödeke Michels vor allem von heroischen Taten für die Nachwelt träumt, sehnt sich Störtebeker, der am Anfang des Films schwer verletzt wird, im Laufe seiner Genesung mehr und mehr nach einem Leben in Frieden für sich und seine Mannen.
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Ronald Zehrfeld, der mit seiner langen Mähne stark an Russell Crowe in "Master and Commander" erinnert, bildet mit seiner melancholischen Männlichkeit den angenehmen Ruhepol des Films, während Matthias Schweighöfer sich sichtlich wohlfühlt als unberechenbarer Vollblut-Anarcho, der das Geschehen immer wieder vorantreibt, und sei es in den eigenen Untergang. Garniert wird diese Geschichte zweier ungleicher Buddys durch eine Vielzahl Nebenfiguren, darunter Detlev Buck als Katapultverkäufer, Alexander Scheer und Milan Peschel als Folterknechte und, ganz großartig, Devid Striesow als pausbäckiger Hanse-Trottel von Utrecht.
Die ganze Wahrheit
Zu kurz gekommen sind in diesem Jungsfilm, in dem viel gesoffen, gerauft und über Schwanzlängen gekalauert wird, leider ein wenig die Frauenrollen. Jana Pallaske und Franziska Wulf dürfen als friesische Bauerntöchter zwar Störtebeker und Michels den Kopf verdrehen, so richtig in die Gänge kommen Handlung und Kerle aber immer nur auf hoher See. Im letzten Drittel gehen dem Film außerdem ein bisschen die Ideen aus, ein oder zwei zusätzliche Seeschlachten wären nicht schlecht gewesen. Am Ende kriegt man dafür endlich die ganze Wahrheit über Störtebeker und seinen zwölf-Meter-Lauf ohne Kopf präsentiert.
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Zu Songs wie "I Fought the Law" von den Clash und mit Sprüchen wie "Aber De Luxe!" auf den Lippen schickt Sven Taddicken die Mannen um Klaus Störtebeker und Gödeke Michels in den Kampf gegen die Hanse – historisch nicht ganz akkurat, aber dafür amüsant.
Deutschland 2009, Regie: Sven Taddicken. Buch: Matthias Pacht. Mit Ronald Zehrfeld, Matthias Schweighöfer, Oliver Bröcker, Hinnerk Schönemann, Jana Pallaske, Devid Striesow, Detlev Buck. 108 Min. FSK: o.A.
epd