Zukunftspreis für Tablette gegen Thrombose

Zukunftspreis für Tablette gegen Thrombose
Für eine neue Tablette gegen Thrombosen (Blutgerinnsel) haben Forscher des Pharmaunternehmens Bayer Schering aus Wuppertal den Deutschen Zukunftspreis erhalten.Für eine neue Tablette gegen Thrombosen (Blutgerinnsel) haben Forscher des Pharmaunternehmens Bayer Schering aus Wuppertal den Deutschen Zukunftspreis erhalten.

Bundespräsident Horst Köhler vergab die Auszeichnung am Mittwochabend in Berlin. Die Sieger im 13. bundesweiten Wettbewerb um die besten marktreifen Ideen aus den Technik-, Ingenieur- und Naturwissenschaften erhalten ein Preisgeld von 250.000 Euro.

Thrombosen sind eine der häufigsten Todesursachen in Industrieländern. Die neue Tablette gilt als wirkungsvolle und unkomplizierte Therapie. Sie ist bisher aber erst bei Hüft- oder Kniegelenks-Ersatzoperationen zugelassen.

Siebeneinhalb Jahre Forschung

Mit einem stolzen Lächeln nahmen die Wuppertaler Sieger den Preis am Abend entgegen. "Damit haben wir wirklich nicht gerechnet", sagte Teamsprecher Frank Misselwitz. "Das ist ein erhebendes Gefühl." Siebeneinhalb Jahre seines Forscherlebens hat allein Mediziner Misselwitz, Jahrgang 1956, in die Tablette gesteckt. Das Preisgeld wollen er und sein Team wieder in die Forschung stecken. Es soll jungen Kollegen mit guten Ideen weiterhelfen.

Das dürfte ganz im Sinn des Bundespräsidenten sein. In seiner Rede zum Zukunftspreis rief er zum «Forschen gegen die Krise» auf. Deutschland habe an Wettbewerbsfähigkeit verloren, sagte Köhler. Durch Forschung könne das Land wieder aufholen. Er mahnte, in diesem Punkt nicht locker zu lassen. "Das wäre Sparen am falschen Platz."

Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) gratulierte den Wuppertaler Forschern. "Eindrucksvoller kann man nicht beweisen, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung sich auszahlen. Das ist ein i-Tüpfelchen auf der Erfolgsgeschichte von Bayer als Erfinderunternehmen", sagte er laut Mitteilung.

Thrombosen sind gefährliche Gefäßerkrankungen, bei denen sich Blutgerinnsel in den Adern bilden und sie wie ein Pfropf verstopfen. Jedes Jahr sind in Europa Millionen von Menschen davon betroffen. Gefürchtet sind Thrombosen, weil sie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenembolien verursachen können - und dann oft schnell zum Tod führen. Ein erhöhtes Thromboserisiko gibt es zum Beispiel nach Operationen, aber auch durch Übergewicht, Diabetes, Rauchen, Blutgerinnungsstörungen oder Gefäßverletzungen.

Computer prüfte Substanzen

Die Wuppertaler Mediziner und Biologen ließen für ihre Tabletten-Forschung 200.000 chemische Substanzen vom Computer prüfen - bis sie schließlich den Wirkstoff Rivaroxaban näher unter die Lupe nahmen. Er greift gezielt in die biochemischen Abläufe während der Blutgerinnung ein und wird auch vom Magen-Darm-Trakt gut vertragen. Heute steckt er in der neuen Tablette.

Für Patienten ist die Pharmaentwicklung aus Nordrhein-Westfalen von Vorteil. Gebräuchliche Medikamente, die Thrombosen verhindern, müssten gespritzt werden, berichtete Misselwitz. Es gibt zwar auch schon Tabletten. Doch sie erforderten bisher noch regelmäßige Patienten-Kontrollen, ergänzte er. Bei dem neu entwickelten Präparat sei das nicht mehr nötig. In den bisherigen Studien habe sich auch gezeigt, dass sich die Zahl der Thrombosen im Vergleich zum Spritzen halbierte.

2010 will Bayer Schering neue Zulassungen für die Thrombose-Tablette beantragen. Zurzeit werden an 65.000 Patienten weitere Anwendungsgebiete getestet. In Zukunft soll die Pille zum Beispiel Schlaganfälle und Herzinfarkte bei Risikopatienten verhindern helfen.

dpa