"Was gehört zu gesunder Ernährung?", fragt Miriam Mansour. "Obst", antwortet spontan ein Mann, der als gelernter Koch schon lange ohne Anstellung ist. "Gemüse", ergänzt eine Frau. Die Ernährungswissenschaftlerin Mansour ist gemeinsam mit dem Sportmediziner Lars Gabrys von der Universität Frankfurt gekommen, um den Teilnehmern etwas über Ernährung und Bewegung zu erzählen. Mansour ermuntert die Anwesenden, "ein paar kleine Dinge zu beachten, um Krankheiten zu verhindern". Sie vermeidet den moralischen Zeigefinger, erklärt stattdessen den täglichen Energiebedarf und wie dieser am besten gedeckt wird.
"Perspektive 50 Plus"
"Jeder Mensch ist in der Lage, sich moderat zu bewegen und etwas für seine Gesundheit zu tun", ergänzt Gabrys. Die Betroffenen müssten allerdings selbst ihre Ziele formulieren, es gebe nicht das eine richtige Bewegungsprogramm für alle. "Mein Arzt hat gesagt, schwimmen wäre gut für meinen Rücken, aber ich habe kein Geld für die Schwimmbadkarte", wirft eine Frau ein. "Wenn sie wirklich schwimmen wollen, finden wir eine Lösung", verspricht Gabrys. Das Programm erlaube es, die Kosten für den Sport zu übernehmen.
Das Gruppenprofiling ist Teil des Programms "Chance 50 Plus", das 2005 beim Wettbewerb "Perspektive 50 Plus" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales als eines der Programme ausgewählt wurde, die finanziell gefördert werden, um ältere Langzeitarbeitlose wieder ins Arbeitsleben zu integrieren. Vier Wochen lang kommen sie täglich, um in der Gruppe und in Einzelgesprächen herauszuarbeiten, wo für jeden einzelnen eine neue berufliche Perspektive liegen könnte.
Die Gesprächsrunde in Offenbach ist nur ein Teil des Programms "Ernährung und Bewegung". Die Kursteilnehmer können am nächsten Tag zu Einzelberatungen kommen. Dann erhalten sie individuelle Ernährungspläne oder können im Gespräch herausfinden, welche Art von Bewegung ihnen gut tun würde. Manche, sagt Mansour, kommen nie wieder. Andere aber nutzten die Hilfe kontinuierlich über einen längeren Zeitraum hinweg.
Die Seele wird gestärkt
Die Kooperation mit der Sportmedizin habe verdeutlicht, dass Menschen, die in Bewegung gebracht wurden, mehr auf die Beine stellen. "Das Spüren der eigenen Leistungsfähigkeit stärkt die Seele", sagt Projektkoordinator Gert Saborowski. Langzeitarbeitslose hätten oft einen schlechteren Gesundheitsstatus als Bessergestellte, erläutert Winfried Banzer, Professor an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt und Leiter der Abteilung Sportmedizin. Bei ihnen könnten Veränderungen im Bewegungsverhalten dazu führen, dass sie ihre eigene Leistungsfähigkeit positiver einschätzten.
In diesem Jahr haben bis Ende September insgesamt 608 von über 3.000 Teilnehmern des Projekts eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle gefunden, berichtet Koordinator Saborowski. Dies entspricht einer Quote von gut 20 Prozent.