Aus dem Maschinenraum (10): IPTV

Aus dem Maschinenraum (10): IPTV
Fernsehen, was, wann und wo man will. Damit wirbt die Telekom. Und wenn IPTV - so der Fachausdruck - erstmal läuft, ist es auch richtig toll - findet unser Kolumnist Michael Stein.
26.11.2009
Von Michael Stein

Warum soll man nicht auch 'mal über etwas erzählen, das gut funktioniert? Entschuldige ich mich jetzt gerade, weil ich etwas Positives berichten will? Da kann man mal sehen, wie sehr wir Journalisten die Maxime "nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten" verinnerlicht haben. Aber ich gelobe Besserung. Wie auch immer, ich bekenne: Ich nutze seit fast genau einem Jahr einen IPTV-Anschluss von der Telekom und – er funktioniert gut. Jedenfalls mittlerweile. Bis es so weit war, gab es allerdings jede Menge Hürden zu überspringen, Telefonate zu führen - und zu bezahlen – sowie technische Probleme zu lösen.

Bilder-Klötzchen

Als ich nämlich in den ersten Tagen versuchte, über den neuen "T-Home-Entertain"-Anschluss fernzusehen, machte das nicht wirklich Spaß. Das Bild fror ein, es entstanden Bildklötzchen, Bild und Ton liefen teilweise so asynchron, dass es schon wieder sehenswert war. Zum Glück hatte ich zu diesem Zeitpunkt den bisherigen Kabelanschluss noch nicht abgemeldet. Wochenlang versuchte ich, die Telekom-Hotline zu erreichen, was zur damaligen Zeit ein Ding der Unmöglichkeit war. Nach langer Wartezeit in der teuren "01805"-Warteschleife bekam ich am Schluss stets zu hören, dass ich bitte noch einmal anrufen solle, weil die Hotline gerade überlastet sei. Um es kurz zu machen: Ich habe nicht ein einziges Mal einen Hotline-Mitarbeiter sprechen können. Auch E-Mails blieben damals unbeantwortet. So wie mir ging es in jenen Tagen wohl unzähligen Kunden.

Kein generelles Problem

Daraufhin begann ich damit, über meine Erlebnisse mit dem modernsten Produkt der Deutschen Telekom zu berichten. Schließlich bin ich ja Technik-Journalist. Einen Bericht auf WDR5 hörte wohl zufälligerweise der richtige Telekom-Mitarbeiter in der Zentrale in Bonn, der mich darauf hin kontaktierte und Abhilfe versprach – er wollte wohl die weitere schlechte Berichterstattung verhindern. Das war Anfang Februar 2009. Die Telekom-Pressestelle wiegelte zur damaligen Zeit ab: Es gebe kein generelles Problem mit T-Home-Entertain, ich sei ein Einzelfall. Tatsächlich lief das Vorzeigeprodukt der Telekom in dieser Zeit alles andere als rund – und das in sehr, sehr, sehr vielen Einzelfällen, wie mir ein Techniker hinter vorgehaltener Hand verriet. In den Service-Foren im Netz konnte man sich davon überzeugen, wie viele Probleme es gab. Es sollte aber tatsächlich noch bis in den Oktober hinein dauern, bis unser IPTV-Anschluss tatsächlich nahezu einwandfrei lief. Im September/ Oktober verpasste die Telekom nämlich allen Settop-Boxen ("Media Receiver") ein großes Software-Update, womit die schlimmsten Bugs endlich beseitigt wurden. Nur für den Hinterkopf: Die gesamte Software-Plattform auf Server-Seite und in den Settop-Boxen heißt "Mediaroom" und stammt von Microsoft.

Fernsehen mit Komfort

Mittlerweile läuft unser IPTV-Anschluss nahezu einwandfrei. Und ich muss ehrlich sagen: Das ist tatsächlich Fernsehen 3.0. Live-TV schaue ich praktisch überhaupt nicht mehr – was ich sehen will, zeichne ich auf. Das macht das Leben deutlich stressfreier. Und dafür braucht man kein Show-View und auch keine komplizierten Befehle mehr. Sendung in der eingebauten elektronischen Programmzeitschrift auswählen, "aufnehmen" anklicken – fertig. Das funktioniert über die Settop-Box, am Schreibtisch-Computer oder sogar unterwegs per Handy-Display. Lieblingsserien oder –sendungen kann ich als Serienaufnahme programmieren. Dabei kann ich mit unserem "DSL 16+"-Anschluss gleichzeitig zwei Programme empfangen – eins anschauen, das andere aufnehmen. Auf Wunsch kann man sogar einstellen, wie lange eine aufgezeichnete Sendung auf der in die Settop-Box eingebaute Festplatte gespeichert bleiben soll. Auch die Möglichkeit, bequem per Fernbedienung Spielfilme aus dem Programm von "Videoload" elektronisch auszuleihen, macht das Leben leichter. Denn in eine Videothek bin ich noch nie gerne gegangen. Dann schon lieber ins Kino. Und wenn ich tatsächlich einmal eine TV-Sendung "live" anschaue, dann kann ich sie mit der Pausentaste jederzeit anhalten, wenn zwischendurch mal das Telefon klingelt. Jetzt fehlt der Telekom zu so viel TV-Komfort eigentlich nur noch ein ebensolcher Service.


Über den Autor:

Michael Stein (Konfirmation 1976) arbeitet seit 1986 als Wissenschaftsjournalist mit Schwerpunkt Technik für Radio, Fernsehen, Print- und Online-Medien. Parallel zum Beruf studiert er seit 2004 in Wuppertal und Bochum Evangelische Theologie, um irgendwann einmal Journalist und Pfarrer zu sein. Für evangelisch.de schreibt er in seiner Kolumne "Maschinenraum" jede Woche über Technik, was wir mit ihr machen -und was sie mit uns macht.