Hessen: Kirche unterstützt Schulfach Islam

Hessen: Kirche unterstützt Schulfach Islam
Die evangelische Kirche in Hessen stehen islamischem Religionsunterricht positiv gegenüber. Ministerpräsident Koch versucht unterdessen, Zweifel am christlichen Religionsunterricht zu zerstreuen.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung unterstützt die Bestrebungen muslimischer Verbände, einen bekenntnisorientierten Islamunterricht an hessischen Schulen einzuführen. Das Schulfach Religion könne man nicht "auf Abstand" lehren, sondern nur mit innerer Teilnahme, sagte der evangelische Theologe am Freitag in Frankfurt am Main. Deshalb sei es wichtig, dass die Islamverbände einen bekenntnisorientierten Unterricht einführen wollten. Unterdessen stellte sich Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hinter den christlichen Religionsunterricht im Land.

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, nannte es ein "Gebot der Fairness", allen Religionsgemeinschaften die gleichen Rechte zuzugestehen, wenn sie die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllten. Der Unterricht in den Schulen trage unter anderem dazu bei, den Religionen das "Bedrohliche" zu nehmen, das ihnen derzeit insbesondere von Vertretern eines sogenannten "Neuen Atheismus" unterstellt werde. Hein appellierte auch an die hessische Landesregierung, Geld für die Errichtung von Lehrstühlen für Islamische Religion und Religionspädagogik zur Verfügung zu stellen.

Beitrag zu Öffnung und Integration

Nach Jungs Worten muss islamischer Religionsunterricht "dialogisch und interreligiös" ausgerichtet sein. Er solle zunächst "Gewissheit in der eigenen Religion" vermitteln und sich dann auch zu den anderen Religionen hin öffnen bis hin zu "auch gemeinsamen Unterrichtseinheiten". Der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH), Ramazan Kuruyüz, dankte den beiden Kirchenvertretern für ihre Unterstützung bei der Einführung eines bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts. Ein solcher Unterricht, der von in Deutschland ausgebildeten Lehrern in deutscher Sprache gehalten werden solle, trage wesentlich zur Öffnung und Integration junger Muslime bei.

Jung, Hein und Kuruyüz äußerten sich beim "Tag des Dialogs", zu dem seit 2006 jährlich Spitzenvertreter der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau und von Kurhessen-Waldeck sowie von muslimischen Verbänden zusammentreffen. Am Mittag hatten die evangelischen Teilnehmer des Treffens als Gäste am muslimischen Freitagsgebet teilgenommen. Nach den Worten von Bischof Hein war die erstmalige Teilnahme am muslimischen Freitagsgebet Resultat eines über Jahre "gewachsenen Vertrauens". Es reiche nicht aus, nur über Religionen zu reden, man müsse sie auch erleben. Muslime und Christen verbinde mehr, als sie trenne, betonte Hein und nannte als Beispiel die "Ehrfurcht vor Gott".

"Koalition stellt Unterricht nicht infrage"

Koch erklärte am Freitag, die hessische Regierungskoalition aus CDU und FDP stelle den konfessionellen Religionsunterricht nicht infrage. Darin stimmten er und Integrations- und Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) völlig überein. Das Angebot sehe er als eine "unverzichtbare Grundlage für eine freie Gesellschaft". Hahn hatte am Mittwoch nicht ausschließen wollen, dass evangelischer oder katholischer Religionsunterricht künftig nicht mehr flächendeckend angeboten werden. Der konfessionelle Religionsunterricht hat in Deutschland Verfassungsrang.

epd