"Tagesspiegel" will kein dpa mehr - wegen Springer

"Tagesspiegel" will kein dpa mehr - wegen Springer
Paukenschlag in der Medienbranche: Der Berliner "Tagesspiegel" will künftig auf die Dienste der Deutschen Presse-Agentur (dpa) verzichten, weil diese Mieterin des Axel-Springer-Verlags im historischen Zeitungsviertel in Berlin-Mitte wird.

Der in Berlin erscheinende "Tagesspiegel" will den Bezug der Deutschen Presse-Agentur (dpa) beenden, weil diese zum konkurrierenden Axel-Springer-Verlag zieht. Das bestätigte "Tagesspiegel"-Chefredakteur Lorenz Maroldt am Freitag. "Der Umzug ist mit der gebotenen Unabhängigkeit der dpa nicht vereinbar, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit so nicht mehr möglich", sagte Maroldt. Ein dpa-Sprecher betonte, die Unabhängigkeit seiner Agentur werde "nicht durch einen Mietvertrag gefährdet".

Die dpa hatte am Dienstag angekündigt, im Sommer 2010 ihre bisher auf Hamburg, Frankfurt am Main und Berlin verteilten Zentralredaktionen in der Axel-Springer-Passage im historischen Zeitungsviertel in Berlin-Mitte zusammenzulegen. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) stört sich der "Tagesspiegel" daran, dass die Miete mittelbar dem Springer-Verlag zufließt. In der Redaktionskonferenz habe es einen "Sturm der Entrüstung" gegeben, nachdem die Umzugspläne der dpa konkret geworden seien, hieß es weiter.

Sprecher betont Unabhängigkeit der Agentur

Der dpa-Sprecher betonte, die Unabhängigkeit sei für die Agentur "das höchste Gut, das wir auf keinen Fall gefährden werden". Er wollte zwar nicht bestätigen, dass der "Tagesspiegel" gekündigt hat, kündigte jedoch an, dpa werde das Gespräch mit dem Verlag suchen. Der "Tagesspiegel" gehört ebenso wie das "Handelsblatt" und "Die Zeit" zur Holtzbrinck-Gruppe. Das Kündigungsschreiben war nach Angaben aus Verlagskreisen am Donnerstag in der Hamburger dpa-Zentrale eingegangen. Die Zusammenarbeit mit der dpa werde demnach zum Datum des Einzugs, spätestens aber zum Juli 2010 gekündigt.

epd