Vogelkirsche ist Baum des Jahres 2010

Vogelkirsche ist Baum des Jahres 2010
Schneeweiße Blüten, rote Früchte und wertvolles Holz: Die Vogelkirsche ist "Baum des Jahres 2010". Die Pflanze findet sich vor allem an Waldrändern und in freien Landschaften.

Die Vogelkirsche ist "Baum des Jahres 2010". Die Wildform der bekannten Süßkirsche sei ein wunderschöner Baum mit vielen wertvollen Eigenschaften, erklärte das Kuratorium "Baum des Jahres" am Donnerstag bei der offiziellen Auszeichnung im Berliner Zoologischen Garten.

Der in ganz Europa verbreitete Baum mit den schneeweißen Blüten kann im Wald bis zu 30 Meter hoch und 150 Jahre alt werden. Er wächst an lichten Waldstellen oder Waldrändern sowie in Hecken. In den ersten 40 Jahren wächst die Vogelkirsche besonders schnell und kann zu Wertholz verarbeitet werden, das besonders für hochwertige Drechselarbeiten und Furniere verwendet wird. Die lateinische Bezeichnung Prunus avium kommt vom Wort avis, das Vogel bedeutet. Ihre Früchte werden besonders gern von Vögeln gefressen.

Profiteur des Klimawandels

Der Baum begleite die Menschen seit Jahrtausenden, sei heute aber nur noch selten zu finden, so das Kuratorium Baum. Süßkirschen seien Zuchtformen der Vogelkirsche und nur schwer voneinander zu unterscheiden. Da die Vogelkirsche Hitze und Trockenheit verträgt, könnte sie vom Klimawandel profitieren, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Silvius Wodarz. In der Krone einer frei stehenden Vogelkirsche mit bis zu einer Million Blüten gibt es reichlich Nektar für Hummeln und Bienen.

Vogelkirschen stehen an Waldrändern und in freien Landschaften. Die Früchte der Wildform sind deutlich kleiner als Süßkirschen. Alleen mit Vogelkirschen seien selten geworden, sie finden sich noch an Nebenstraßen und Feldwegen. Auch im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gibt es noch eine solche Baumreihe. Für die Veredelung zur Süßkirsche werden Zweige auf die Vogelkirsche gepfropft. Kulturkirschen sind an knollenartigen Verdickungen des Stammes - der Pfropfstelle - zu erkennen. Die Römer brachten die Kulturkirsche nach Mitteleuropa.

Kern aus dem 16. Jahrhundert

Kirschkerne sind auch Kunstobjekte. Im Grünen Gewölbe in Dresden ist ein Kern aus dem Jahr 1589 mit 185 geschnitzten Gesichtern zu bewundern. Kirschkernkissen lindern zudem Rheuma und Hexenschuss. Auch Weltmeisterschaften im Kirschkernweitspucken werden ausgetragen. Ein ästhetisches Highlight der Vogel- und Süßkirsche ist ihre leuchtende Herbstfärbung, betonte das Kuratorium. Dass Gremium empfahl, jetzt einen Kirschbaum zu pflanzen.

Im Vorjahr war der Bergahorn gekürt worden. Die Auszeichnung wird seit 1989 jährlich vergeben. Mehrere Organisationen gründeten 1991 das Kuratorium "Baum des Jahres". Mit der Baum-Wahl soll mehr Sensibilität für das lebendige Kulturgut geschaffen werden. Nur wer etwas über Baumarten wisse, könne auch ökologische Zusammenhänge verstehen, argumentiert der Deutsche Forstverein, der das Kuratorium unterstützt.

epd/dpa