Katastrophenserie in Asien reißt nicht ab

Katastrophenserie in Asien reißt nicht ab
Südostasien wird in diesen Tagen von einer Katastrophe nach der anderen heimgesucht: Erdbeben in Indonesien, Tsunami auf Samoa, Überschwemmungen auf den Philippinen.

Nach dem schweren Erdbeben auf Sumatra suchen Helfer verzweifelt nach Überlebenden. Währenddessen droht in Asien die nächste Katastrophe: Auf den Philippinen flüchteten am Freitag tausende Menschen vor dem Taifun "Parma". In der Katastrophenregion in Indonesien fehlt es an Bergungsgerät. "Wir haben nicht ausreichend Maschinen", sagte Zul Aliman, der Chef der Bergungsteams aus Westsumatra. Eine junge Frau wurde nach 40 Stunden unter den Trümmern gefunden, aber meistens ziehen die Einsatzkräfte nur noch Leichen hervor. Die Vereinten Nationen gehen von mehr als 1.100 Toten aus. Mehr als 2.400 Menschen wurden nach Angaben der indonesischen Behörden verletzt. Auf der Südseeinsel Samoa wurden drei Tage nach dem schweren Tsunami weitere Leichen angeschwemmt.

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Rustam Pakaya, Sprecher des Krisenzentrums im Gesundheitsministerium, sprach von etwa 3.000 Vermissten auf Sumatra. Aus den entlegeneren Regionen des Erdbebengebietes fehlte noch ein Überblick über Opfer und Schäden. Vor dem M.-Djamil-Krankenhaus in Padang wurden Tote in gelben Leichensäcken abgelegt. Ärzte haben davor Zelte aufgebaut, um die vielen Verletzten zu versorgen. Die meisten kommen mit Knochenbrüchen, Schürfwunden und Kopfverletzungen. In der Klinik gab es am Freitag kein fließendes Wasser, Strom wurde mit Hilfe von Generatoren notdürftig erzeugt. "In so einer Situation muss man sich mit dem behelfen, was man hat", sagte ein Mediziner.

Menschen schlafen im Freien

Am Mittwochabend hatte ein Erdbeben der Stärke 7,6 die Region erschüttert, am Donnerstagmorgen folgte ein weiterer Erdstoß der Stärke 7,0. Es fehlt an technischem Gerät im Katastrophengebiet. "Wir glauben, das unser Sohn unter diesen Trümmern ist und noch lebt", sagte Gindo, der vor den Resten eines zweistöckigen Hauses wartete. Sein Sohn hatte einen Laden im Erdgeschoss. Aus Angst vor Nachbeben verbrachten tausende Menschen die zweite Nacht in Folge im Freien. Sie bauten sich mit Plastikplanen und Zelten notdürftige Unterstände. Die Stromversorgung war in weiten Teilen von Padang noch nicht wieder hergestellt. Unter dem eingestürzten fünfstöckigen Ambacang-Hotel wurden Dutzende Verschüttete vermutet. Das Hotel hatte regelmäßig viele ausländische Gäste. Ob Touristen unter den Opfern sind, wusste am Freitag niemand.

Bundespräsident Horst Köhler drückte dem indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono in einem Schreiben seine "tief empfundene Anteilnahme" aus. "Deutschland ist bereit, humanitäre Hilfe zu leisten, um der betroffenen Bevölkerung so schnell wie möglich zu einem normalen Leben zurückzuhelfen", schrieb Köhler nach Angaben des Bundespräsidialamtes in Berlin. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte dem indonesischen Staatsoberhaupt bereits am Donnerstag zwei Millionen Euro für Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Der indonesische Vizepräsident Jusuf Kalla schätzte die Wiederaufbaukosten auf mehr als vier Billionen Rupien (285 Millionen Euro).

Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt sind in den Katastrophenregionen im Einsatz, unter ihnen auch die Vereinte Evangelische Mission (VEM), die Diakonie Katastrophenhilfe sowie Caritas international. Sie arbeiten unter extremen Bedingungen. Der Kontakt zu ihnen ist schwierig, da etwa in den Erdbebenregionen auf Sumatra sämtliche Telefonleitungen ausfielen. Für die Opfer der beiden betroffenen Gebiete stellten die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau sowie die VEM am Freitag 100.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung.

Taifun "Parma" naht

Naturgewalten auch auf den Philippinen, das Land kommt nicht zur Ruhe: Der Taifun "Parma" bewegte sich auf die Nordostküste des Inselstaats zu - eine Woche nachdem Tropensturm "Ketsana" die schwersten Überschwemmungen seit 40 Jahren verursachte und fast 300 Menschenleben forderte. Das neue Unwetter erreichte Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 Kilometern. Nach Berechnungen der Meteorologen erreicht der Taifun voraussichtlich am Samstag die Provinz Aurora. 32 Provinzen wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Tausende Passagiere saßen fest, weil die Behörden Fährverbindungen einstellten.

Die Regierung des Inselstaates verhängte vorsorglich den Notstand in den Provinzen der Insel Luzon, die wahrscheinlich in der Einfallschneise des Taifuns liegen. Der Wetterdienst warnte eindringlich vor der zerstörerischen Kraft des Taifuns. "Parma ist ein äußerst starker Taifun. Er kann ein Desaster auslösen", sagte Chefmeteorologe Nathaniel Cruz. Einzelne Böen könnten Spitzengeschwindigkeiten von 230 Kilometern in der Stunde erreichen. Auch in den bereits durch "Ketsana" überschwemmten Regionen droht neue Gefahr: Die Ausläufer von "Parma" könnten auch dort erneut heftige Regenfälle verursachen.

Auf Samoa wurden drei Tage nach dem schweren Tsunami weitere Leichen angeschwemmt. 30 Tote wurden allein in dem Ort Lalomanu an der Südküste geborgen, sagte der Deutsche Ronald Kubik am Freitag. Dort gab es eine beliebte Ferienanlage. Am Strand ragen zwischen den Trümmern von Häusern und Hütten nur noch einzelne Palmen in den Himmel. "Lalomanu gleicht einer Müllhalde", beschrieb ein Augenzeuge. Die Behörden gaben die Opferzahl mit etwa 150 an. Viele Menschen wurden aber noch vermisst.

Deutsche Touristen verletzt

Am Freitag bebte die Erde in der Region erneut. Ein Beben der Stärke 6,3 erschütterte den Inselstaat Tonga mehrere hundert Kilometer südlich von Samoa. Schäden wurden nicht gemeldet. Eine der nördlichsten Inseln von Tonga war bei dem Tsunami am Dienstag von einer meterhohen Welle überschwemmt worden. Mehrere Menschen kamen dort ums Leben. Nach Angaben von Kubik waren sieben deutsche Touristen auf Samoa, die leicht verletzt wurden. Sie seien aber alle wohlauf. Keiner der 25 deutschen Einwohner war zu Schaden gekommen. In den Krankenhäusern der Insel fehlt es an Medikamenten und Blutreserven.

Nach den Naturkatastrophen in Südostasien und im Südwestpazifik verstärkte das UN-Kinderhilfswerk Unicef seine Arbeit in den betroffenen Regionen. Die Mitarbeiter brächten Hilfsgüter für 250 000 Menschen in das Erdbebengebiet auf Sumatra, teilte Unicef Deutschland in Köln mit. Darunter seien 100 Wassertanks, Pumpen und technisches Gerät, 40 000 Wasserkanister und 250 Zelte für Notschulen. "Die Kinder brauchen dringend sauberes Wasser und müssen vor Durchfallkrankheiten und Infektionen geschützt werden", sagte Angela Kearney, Leiterin von Unicef Indonesien. Auch auf den Philippinen verstärkt Unicef seine Hilfe. Die Mitarbeiter befürchten, dass der Taifun die Not der Armen, die an den Flüssen leben, vergrößern wird.

Auch Indien wurde in den vergangenen Tagen von einer Naturkatastrophe heimgesucht. Bei schweren Regenfällen im Süden des Landes kamen mindestens 130 Menschen ums Leben. Nach Angaben der Behörden vom Freitag starben im Bundesstaat Karnataka seit Dienstag 104 Menschen, 26 weitere Opfer wurden aus dem Bundesstaat Andhra Pradesh gemeldet. Die Nachrichtenagentur IANS meldete, Helfer versuchten mit Armeebooten und Helikoptern, Hunderte vom Wasser eingeschlossene Menschen zu retten. Häuser wurden beschädigt und Felder verwüstet.

dpa/evangelisch.de