Die anglikanische Kirche habe die Firma Wonga aus dem Investitionsportfolio entfernt, es bestünden keine finanziellen oder anderen Verbindungen mehr zu dem Online-Kreditgeber, teilte die Kirche am Donnerstagabend in London mit. Die Kirche von England war massiv unter Druck geraten, nachdem der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, kurz nach seinem Amtsantritt ankündigte, die Kirche werde Firmen wie Wonga, die überteuerte Überbrückungskredite anbieten, den Kampf ansagen. Die "Financial Times" fand wenig später heraus, dass die anglikanische Kirche selbst über einen Fonds an Wonga beteiligt ist. Diese Beteiligung habe man nun beendet.
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Obwohl Welby bereits vor fast einem Jahr in Aussicht gestellt hatte, die Leitlinien für ethische Finanzanlagen überprüfen zu lassen und die Beteiligung zu beenden, hatte es weitere zwölf Monate gedauert, bis sich die Kirche von dieser Anlage trennen konnte. Ein früherer Ausstieg hätte die Kirche nach eigenen Angaben mehrere Millionen Pfund gekostet. Nun sei ein anderer Weg gefunden worden, um die Beteiligung an Wonga über einen Fonds zu beenden. Welby hatte angekündigt, die Wucherkreditanbieter mit Konkurrenzangeboten von lokalen Kreditgenossenschaften langfristig aus dem Markt drängen zu wollen.
Die kirchliche Beratergruppe für ethische Geldanlagen hatte 2011 den Finanzgremien empfohlen, keine Investitionen in Unternehmen zu tätigen, die mehr als drei Prozent ihrer Einnahmen aus Pornografie, zehn Prozent aus militärischen Gütern und Dienstleistungen und 25 Prozent aus Alkohol, Glückspiel oder Überziehungskrediten erzielen. Die Kirche von England kündigte nun weitere Änderungen an, um den ethischen Ansprüchen für Finanzanlagen gerecht zu werden. So habe man die Beschränkungen bei direkten Investitionen verstärkt und werde noch 2014 neue Kontrollregeln bei indirekten Investitionen festlegen.
Mehr als eine Million Briten nutzten 2012 Überbrückungskredite von spezialisierten Kreditanbietern wie Wonga, die zum Teil horrende Zinsen nehmen, deren Kredite dafür aber leicht zu bekommen sind. Verbraucherschützer werfen den Unternehmen vor, mit Wucherzinsen Menschen in die Schuldenfalle zu locken. Der Erzbischof von Canterbury hatte sich in der Vergangenheit wiederholt für eine grundlegende Reform des britischen Bankensystems ausgesprochen und die Geldinstitute scharf kritisiert. Der Erzbischof ist Mitglied der parlamentarischen Kommission für Standards im Bankwesen.
Die anglikanische Kirche von England hatte im vergangen Jahr zudem das Gebot eines Konsortiums für den Kauf von mehr als 300 Filialen der angeschlagenen Royal Bank of Scotland unterstützt. Neben der Kirche sind mehrere Finanzunternehmen an dem Konsortium beteiligt, das die Filialen für 600 Millionen Pfund (rund 700 Millionen Euro) erworben hat. Die Royal Bank of Scotland musste einen Teil ihrer Filialen auf Anweisung der Europäischen Kommission verkaufen, nachdem die Bank mit Steuermitteln vor dem Konkurs bewahrt worden war.