Der Bundestag hat am Donnerstag an die Opfer des Ersten Weltkrieges erinnert, der vor 100 Jahren begann. In seiner Gedenkrede rief der deutsch-französische Publizist Alfred Grosser dazu auf, stolz darauf zu sein, dass das heutige Deutschland ein anderes als 1914 sei. Allerdings habe erst die totale Niederlage nach dem Zweiten Weltkrieg ein "total anderes Deutschland hervorgebracht". Der Erste Weltkrieg (1914-1918) kostete rund 17 Millionen Menschen das Leben.
###mehr-artikel###Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) betonte die heutige Verantwortung des Landes für friedliche Konfliktlösungen. Dabei schwang in beiden Reden die Diskussion um die Forderung von Bundespräsident Joachim Gauck nach mehr deutschem Engagement in der internationalen Sicherheitspolitik mit. Grosser verteidigte das Anliegen Gaucks, der selbst an der Gedenkstunde zum Ersten Weltkrieg teilnahm. Wer ihn dafür kritisiere, "übersieht, dass ohne die Landung in der Normandie und ohne die Rote Armee es keine freie Bundesrepublik geben würde", sagte der Politikwissenschaftler. Grossers Familie floh vor den Nazis nach Frankreich, als er selbst ein Kind war.
Einigkeit, Recht und Freiheit
Grosser, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in besonderer Weise für die deutsch-französische Versöhnung eingesetzt hatte, sagte, er sei stolz auf das heutige Verhältnis beider Länder. 82 Prozent der Franzosen hätten bei der Frage nach Frankreichs vertrauensvollstem Partner mit Deutschland geantwortet. Auch die Deutschen und ihre Vertreter im Parlament könnten stolz sein auf ein Land, das sich auf Einigkeit, Recht und Freiheit berufe.
Der Publizist bezeichnete die Bundesrepublik als "Sonderfall in Europa". "Sie ist nämlich nicht auf dem Prinzip der Nation aufgebaut worden, sondern auf Grund einer politischen Ethik der doppelten Ablehnung von Hitler in der Vergangenheit und Stalin in der Nachbarschaft", sagte Grosser. Leider habe das deutsche Beispiel die anderen Staaten und Nationen kaum angesteckt.
Friedliche Konfliktlösungen
Lammert unterstrich in seiner Rede die Verantwortung Deutschlands für friedliche Konfliktlösungen und verwies dabei auf die Situation in der Ukraine. Mit der Annexion der Krim werde erstmals seit dem Ersten Weltkrieg wieder die Autorität von Staaten infrage gestellt, sagte er.
Trotz der Entschlossenheit, dies nicht hinzunehmen, wolle niemand einen Krieg. Zwischen den Ansprüchen von Frieden und Freiheit gebe es keine glatten Lösungen, sagte er. "Aber niemand in Europa hat eine größere Verpflichtung und Verantwortung als Deutschland, sich immer wieder um solche Lösungen zu bemühen."