Ministerin Schwesig fordert mehr weibliche Führungskräfte in Bundesunternehmen

Ministerin Schwesig fordert mehr weibliche Führungskräfte in Bundesunternehmen
Führungspositionen in öffentlichen Unternehmen werden nur selten von Frauen besetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie des Bundesfamilienministeriums und der Initiative "Frauen in die Aufsichtsräte".

Frauen in Führungspositionen sind in öffentlichen Unternehmen noch immer eine Seltenheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie des Bundesfamilienministeriums und der Initiative "Frauen in die Aufsichtsräte" (FidAR).

Dem Public Women-on-Board-Index (Wob-Index) zufolge liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der 65 untersuchten Unternehmen mit Bundesbeteiligung bei 20,7 Prozent. Nur jede fünfte Position wurde also von einer Frau besetzt. Im Vorstand oder in der Geschäftsführung liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte bei diesen Unternehmen bei 13,9 Prozent.

Qualifizierte Frauen müssen gefördert werden

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) kündigte bei der Vorstellung der Studie an, bereits bestehende Gesetze "anzuschärfen", um mehr Frauen Zugang zu den Führungsgremien zu verschaffen. Dazu zählt etwa das Bundesgleichstellungsgesetz oder das Bundesgremiengesetz. Demnach müssen die Führungsetagen von Unternehmen, an denen der Bund mit einem großen Anteil beteiligt ist, zu jeweils gleichen Teilen von Männern und Frauen besetzt werden.

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Zu den Unternehmen, die die Besetzung ihrer Chef-Gremien dringend ändern müssen, gehören laut Schwesig die Deutsche Bahn oder die Deutsche Flugsicherung. Bei der Deutschen Bahn ist in der Führungsetage bisher nur eine Frau vertreten. Man könne die Herausforderungen der Zukunft nur dann meistern, wenn man qualifizierte Frauen gezielt fördere, betonte Schwesig.

Der Familienministerin zufolge ist ein entsprechender Gesetzentwurf bereits in der Ressortabstimmung. Daraufhin sollen verschiedene Verbände zum Thema angehört werden. Bereits im Sommer ist ein Kabinettsbeschluss geplant. Im kommenden Jahr soll das Gesetzespaket in Kraft treten. Bestandteil des Entwurfs ist auch eine 30-Prozent-Quote für Frauen in den Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen der Privatwirtschaft. Wird die Quote nicht erreicht, sollen künftig Spitzenposten unbesetzt bleiben.

Linke kritisiert Politik für "dramatisches Versagen bei der Gleichstellung"

Zur Frage, ob ähnliche Sanktionen auch für öffentliche Unternehmen geplant seien, äußerte sich die Ministerin nicht eindeutig. Gespräche etwa mit dem Verkehrsminister seien bereits geführt worden, um an der Situation etwas zu ändern, bestätigte Schwesig. Mit Blick auf die Deutsche Bahn mahnte die SPD-Politikerin zur Eile: "Sie hätten bereits gestern beginnen sollen."

Die Linke bescheinigte der Politik ein "dramatisches Versagen bei der Gleichstellung". Der frauenpolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Cornelia Möhring, zufolge wird über die Geschlechterförderung verhindert, dass im öffentlichen Dienst auch einmal mehr Frauen als Männer vertreten sind. "Frauenüberhänge auf den unteren Ebenen sind aber eine wichtige Voraussetzung, um auch die Gleichstellung in den Chefetagen endlich voranzubringen", sagte Möhring.

Für die Studie wurden die insgesamt 225 größten Unternehmen untersucht, an denen sich der Bund, die Länder oder die Gemeinden beteiligen. Insgesamt liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten dieser Unternehmen bei 25,1 Prozent. Die Studie wurde erstmals erstellt. Den Angaben nach gibt es rund 14.000 öffentliche Unternehmen. Der Jahresumsatz liege bei mehr als 300 Milliarden Euro.