Das vergangene Jahr sei "erst der Anfang, aber die wichtigste Arbeit liegt noch vor uns", schrieb der in russischem Exil lebende Snowden in einem Grußwort an die Humanistische Union, die ihn am Samstagabend in Rastatt mit dem Fritz-Bauer-Preis ausgezeichnete. Enthüllt worden seien tatsächliche "Einschränkungen unserer Rechte und unserer Freiheit des Redens, Denkens und Seins".
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"Auch wenn wir diese Exzesse nicht heute, morgen oder in einem Monat korrigieren können, wird es immer klarer, dass die Arbeit einer ganzen Generation begonnen hat", fügte Snowden hinzu. Die Menschen seien an einem Wendepunkt angekommen. Zusammen könne man die Balance der Freiheit wiederherstellen und zwar nicht nur "für unsere Staaten oder uns selbst, sondern auch für die Familie der Zukunft, für die gesamte Menschheit".
Sicherheit sei in der Geschichte noch nie zum Preis verlorener Freiheit zu haben gewesen, sagte Snowden. Die Regierungen hätten sich heimlich wegbewegt vom Teilhabestaat zu einem geschlossenen und technokratischen Staat, ohne Debatte oder Zustimmung des Volkes. Dies werde jedoch im öffentlichen Licht nicht bestehen bleiben, prognostizierte Snowden.
Der Bundesvorsitzende der Bürgerrechtsorganisation, Werner Koep-Kerstin, sagte laut Redemanuskript, Snowden stehe für außergewöhnliche Zivilcourage bei der Aufdeckung menschenrechtswidriger Überwachungspraktiken: "Edward Snowden hat uns auf systematische Rechtsbrüche, auf kontrollfreie Räume und die grenzenlose Datengier der Geheimdienste hingewiesen."
An prekären Aufenthaltsstatus errinnert
Die undotierte Auszeichnung soll zudem an den prekären Aufenthaltsstatus Snowdens erinnern, der derzeit in Moskau Asyl erhält. "Als Whistleblower der NSA-Affäre verdient Herr Snowden einen gesicherten Aufenthalt in Deutschland oder einem anderen Mitgliedsstaat der EU", sagte Koep-Kerstin. Snowdens Handeln folge dem politisch-ethischen Vermächtnis Fritz Bauers, "dass es in unserem Leben eine Grenze gibt, wo wir nicht mehr mitmachen dürfen".
Gemeinsam mit anderen habe Snowden enthüllt, in welchem Ausmaß die "geheimdienstliche Überwachungspraxis rechtliche Schranken, die Grenzen des Vorstellbaren sowie des moralisch Vertretbaren überschreitet". Die Bürgerrechtsorganisation würdigt sein Verdienst, die Weltöffentlichkeit über das "massenhafte und anlasslose Ausspähen, Speichern und Auswerten von Kommunikationsdaten und -inhalten durch amerikanische und andere Geheimdienste" informiert zu haben.
Preis ging zuvor an Heinemann und Grass
Mit dem Fritz-Bauer-Preis würdigt die Humanistische Union besondere Verdienste um die Humanisierung, Liberalisierung und Demokratisierung des Rechtswesens. Die Auszeichnung erinnert an den hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968). Zu den Preisträgern gehört der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann, der Schriftsteller Günter Grass und der frühere Bundestagsvizepräsident Burkhard Hirsch.
Am Sonntag soll Snowden außerdem den Berliner Preis für Zivilcourage 2014 erhalten.