Deutschland nimmt weitere 10.000 Syrien-Flüchtlinge auf

Deutschland nimmt weitere 10.000 Syrien-Flüchtlinge auf
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und die Innenminister der Länder haben sich am Donnerstag in Bonn auf eine Aufnahme von mehr Flüchtlingen aus Syrien geeinigt. Weitere 10.000 Syrer sollen aufgenommen werden.

Der Konferenzvorsitzende und nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte bereits im Vorfeld der Konferenz erklärt, die aktuellen Bundesprogramme zur Aufnahme von 10.000 Flüchtlingen seien angesichts der "humanitären Katastrophe unseres Jahrzehnts" zu wenig. Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hatte an die Innenministerkonferenz appelliert, deutlich mehr syrische Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. Am frühen Abend wollten junge Flüchtlinge in Bonn gegen eine Verschärfung des Zuwanderungsrechts demonstrieren.

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Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl forderte, den 80.000 Angehörigen von in Deutschland lebenden Syrern die Einreise zu gestatten. Etwa 76.000 Menschen hätten bereits einen Antrag gestellt. Die derzeit diskutierte Aufnahme für weitere 10.000 Syrer sei zu gering. Das "Geschacher" zwischen Bund und Ländern müsse endlich aufhören, sagte Pro Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt am Donnerstag in Bonn.

Forderungen nach einer großzügigeren Aufnahme hatten auch Vertreter der Kirchen erhoben. "Ich erwarte, dass wir in Deutschland unsere Bereitschaft zeigen, nach dem Maß unserer Fähigkeiten zu helfen", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Deutschland sei bisher unter seinen Möglichkeiten geblieben. Auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, hatte Bund und Länder aufgefordert, eine "mutige Entscheidung" zu treffen.

Ein Drittel der Syrer auf der Flucht

Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien in Deutschland stieg unterdessen im Mai deutlich an. Wie das Bundesinnenministerium am Donnerstag in Berlin mitteilte, beantragten im vergangenen Monat mehr als 2.500 Syrer Asyl in der Bundesrepublik. Im April waren es ähnlich wie in den Monaten zuvor rund 1.800. Insgesamt baten in diesem Jahr mehr als 10.000 Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland um Schutz in Deutschland. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es rund 4.000.

Seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien hat Deutschland mehr als 40.000 Flüchtlinge aus dem Land aufgenommen. Die meisten von ihnen - inzwischen weit mehr als 30.000 - kamen über das normale Asylverfahren nach Deutschland. Syrer dürfen nicht in ihr Heimatland abgeschoben werden. Im Rahmen sogenannter Kontingente gab es bislang zudem 10.000 Plätze.

Nach Angaben von Flüchtlingsorganisationen befinden sich ein Drittel der rund 22 Millionen Syrer auf der Flucht. Rund 2,8 Millionen flohen ins Ausland, weitere sechseinhalb Millionen gelten als Binnenflüchtlinge und haben Schutz im eigenen Land gesucht, wie das Flüchtlingswerk der Vereinten Nation (UNHCR) angab. Die meisten Flüchtlinge halten sich in den Nachbarstaaten auf, wie etwa im Libanon oder der Türkei.