EU und Religionsführer fordern Freilassung sudanesischer Christin

EU und Religionsführer fordern Freilassung sudanesischer Christin
Die Europäische Union und Spitzenvertreter mehrerer Weltreligionen fordern die Freilassung der sudanesischen Christin Mariam Jahia Ibrahim Ishak. Die sudanesischen Behörden und Berufungsgerichte müssten das Todesurteil gegen die junge Mutter zurücknehmen, heißt es in einer Erklärung, die die EU-Spitze und Vertreter des Christentums, des Judentums, des Islam, des Hinduismus, des Sikhismus und des Mormonentums am Dienstag in Brüssel verabschiedeten.

Die 27-jährige Sudanesin war wegen Abfalls vom islamischen Glauben zum Tod durch Erhängen verurteilt worden. Ihr Fall sorgt vor allem deshalb international für Aufsehen, weil sie zur Zeit der Urteilsverkündung hochschwanger war. Erst vor wenigen Tagen hatte die Frau im Gefängnis ein Mädchen geboren. Derzeit prüft die sudanesische Justiz die Berufung Ishaks.

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Der Sudan sei unter internationalem Recht verpflichtet, die Religions- und Glaubensfreiheit zu schützen, heißt es in der in Brüssel verabschiedeten Erklärung. Zu den Unterzeichnern gehören EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Herman van Rompuy und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz. Unter den religiösen Repräsentanten finden sich unter anderem der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx.

Zu den Unterzeichnern seitens des Islam gehört Syed Ali Abbas von der "Majlis e Ulama e Shi?a Europe", einem Zusammenschluss europäischer schiitischer Gelehrter. Auch der bekannte französische Imam Hassen Chalghoumi, der sich für den interreligiösen Dialog einsetzt, schloss sich den Forderungen an.

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Die EU-Spitzen und die Religionsvertreter kommen traditionell einmal jährlich zu einem hochrangigen Gesprächstreffen über aktuelle Themen zusammen. Die Zusammensetzung der Dialogrunde ist von Jahr zu Jahr etwas unterschiedlich. In diesem Jahr fand die Zusammenkunft zum zehnten Mal statt.

In einer Schweigeminute gedachten die Teilnehmer der Opfer des Anschlages auf das Jüdische Museum in Brüssel Ende Mai. Das Attentat mit vier Todesopfern wird einem französischen Islamisten zugeschrieben. "Allzu häufig verwechselt man eine Religion mit jenen, die Religion instrumentalisieren", unterstrich Albert Guigui, Großrabbiner von Brüssel und Vertreter der Europäischen Rabbinerkonferenz, nach dem Treffen. Ihm sei keine Religion bekannt, die das Auslöschen von Menschen zum Ziel habe.

Auch die aktuellen Verwirrungen um die Neubesetzung der EU-Kommissionsspitze kamen zur Sprache. "Bei der Bestimmung des Präsidenten der Europäischen Kommission muss der Wählerwille respektiert werden", verlangte der EKD-Ratsvorsitzende Schneider mit Blick auf die Europawahlen vom Mai. Bei dem Urnengang hatten die Christdemokraten mit ihrem Spitzenkandidaten Jean-Claude Juncker aus Luxemburg die meisten Stimmen für sich verbuchen können, an zweiter Stelle lagen die Sozialdemokraten um den Deutschen Martin Schulz.

Kardinal Marx sagte, die Akzeptanz der EU in der Bevölkerung würde steigen, wenn sie mehr konkrete Lösungsvorschläge für dringende Probleme brächte, etwa die Arbeitslosigkeit, Fragen rund um Grenzpolitik und den Klimawandel.