Gedenkstätte für NS-Opfer in Weißrussland

Gedenkstätte für NS-Opfer in Weißrussland
Eine Gedenkstätte soll künftig an 60.000 Opfer des NS-Terrors im weißrussischen Maly Trostenez bei Minsk erinnern. An der Grundsteinlegung in einem Waldstück nahe der Hauptstadt des Landes nahmen am Sonntag der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko und der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Roland Lauder, teil. Der Gedenkort entsteht auf Initiative des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) in Dortmund.

Lukaschenko würdigte die Menschen, die zwischen 1941 und 1943 deportiert und in der größten NS-Vernichtungsstätte in der ehemaligen Sowjetunion ermordet wurden, und rief zum gemeinsamem Gedenken europäischer Völker auf. Nur so könne verhindert werden, dass sich solche Verbrechen wiederholten, sagte er.

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Lauder erinnerte an die große Zahl der getöteten osteuropäischen Juden. "In Weißrussland lebten vor dem Zweiten Weltkrieg eine Million Juden, 800.000 von ihnen wurden ermordet", beklagte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses. Maly Trostenez hätten nur zwei Menschen überlebt.

300.000 Euro für Bau gesammelt

Für den Bau des Gedenkorts hat das IBB zusammen mit der Frankfurter Bethe-Stiftung einen Betrag von 300.000 Euro gesammelt. In Maly Trostenez wurden während des Zweiten Weltkrieges mindestens 60.000 Menschen von den Nationalsozialisten getötet, weißrussische Historiker gehen sogar von über 200.000 Opfern aus. Darunter waren auch mehr als 22.000 deutsche Juden aus Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Köln. Die Städte und die Deutsche Kriegsgräberfürsorge beteiligen sich mit an dem Bau der Gedenkstätte, insgesamt fließt von deutscher Seite eine Million Euro. Auch die Bundesregierung und Bundespräsident Joachim Gauck unterstützen das Projekt.

An der Grundsteinlegung nahmen 120 Vertreter der deutschen Städte sowie mehrere hundert Gäste aus Weißrussland, Deutschland und Österreich teil. Das IBB übergab Listen der Opfer an Vertreter Minsks. Ihre Namen sollen in der geplanten Gedenkstätte angebracht werden, die an der ehemaligen NS-Erschießungsstätte in einem nahe gelegenen Waldstück entstehen soll.

Deutsche Politiker sagten ihr Kommen wieder ab

"Wir leiden darunter, dass an die Menschen, die hier grausam umgebracht wurden, bislang nicht würdevoll gedacht wird", sagte IBB-Direktor Matthias Tümpel. Vertreter des IBB kritisierten zudem, dass sich die Bundesrepublik noch nicht für die NS-Verbrechen gegenüber Weißrussland entschuldigt habe.

Deutsche Politiker waren nicht nach Minsk gereist. In einer gemeinsamen veröffentlichten Erklärung mahnten die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek und René Röspel "deutliche Schritte zur Umsetzung von Demokratie und Menschenrechten" in Weißrussland an und forderten die Freilassung politischer Gefangener. Ursprünglich wollten die Politiker an der Gedenkfeier teilnehmen, hatten dann aber abgesagt, "weil Präsident Alexander Lukaschenko bisher nicht auf die Forderung eingegangen ist".