Rekordzuwanderung nach Deutschland: Im Jahr 2013 sind nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes rund 1,2 Millionen Menschen aus dem Ausland nach Deutschland gezogen. Das waren 146.000 Zuzüge (13 Prozent) mehr als im Jahr 2012, wie das Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Zuletzt hatte es eine ähnliche hohe Zuwanderungszahl 1993 gegeben.
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Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die Einwanderung nach Deutschland bei einer Einbürgerungsfeier im Berliner Schloss Bellevue in Berlin als Bereicherung. "Wir verlieren nicht, wenn wir Vielfalt akzeptieren", mahnte er laut Manuskript in seiner Rede vor 22 Zuwanderern, die ihre deutschen Pässe in Empfang nahmen.
Es sei "skurril", der Vorstellung anzuhängen, es könne so etwas wie ein "homogenes, abgeschlossenes, gewissermaßen einfarbiges Deutschland" geben, sagte Gauck. Er räumte aber ein, dass Einwanderung starke Gefühle freisetze und Konflikte berge. Probleme dürften nicht verschwiegen werden. Gleichzeitig mahnte der Präsident Gelassenheit bei Debatten über Zuwanderung an. "Wir werden solche Auseinandersetzungen immer öfter erleben - aber nicht, weil Integration immer schlechter, sondern im Gegenteil, weil sie immer besser gelingt", sagte das Staatsoberhaupt.
Aus Deutschland zogen im vergangenen Jahr rund 789.000 Menschen fort, 77.000 (elf Prozent) mehr als im Vorjahr. Somit ergab sich ein Wanderungsüberschuss von 437.000. Das ist laut Bundesamt ebenfalls der höchste Wert der vergangenen 20 Jahre.
Von den insgesamt 1.226.000 Zuwanderern in 2013 waren 1.108.000 Ausländer, etwa 15 Prozent mehr als Vorjahr. Die Zahl der Zuzüge von Deutschen, dazu zählen Spätaussiedler und aus dem Ausland Zurückgekehrte, blieb mit rund 118.000 nahezu konstant.
Die ausländischen Zuwanderer kamen mit 727.000 Zuzügen hauptsächlich aus Ländern der Europäischen Union, die meisten davon aus Polen (189.000). Während im Jahresvergleich die Zahl der Zuwanderer aus Spanien und Italien, die stark von der Euro-Krise betroffen sind, deutlich stieg, sank die Zahl der zugezogenen Bulgaren, Griechen und Ungarn. Zwischen 2009 und 2012 waren aus diesen Ländern deutlich mehr Menschen nach Deutschland gekommen.
Angesichts der aktuellen Debatte um Maßnahmen gegen angeblichen Sozialleistungsmissbrauch durch EU-Zuwanderer erinnerte Gauck zudem an die Geschichte deutscher Migranten. Zu Hunderttausenden hätten Deutsche einst ihr Glück in der Fremde gesucht, sagte Gauck bei der Einbürgerungsfeier im Schloss Bellevue. "Viele von ihnen würde man heute 'Armutseinwanderer' oder 'Wirtschaftsflüchtlinge' nennen", sagte der Bundespräsident.
Umgekehrt wüssten die Deutschen auch, wie es ist, andere aufzunehmen. "Die Kowalskis und de Maizières gehören heute so selbstverständlich zu uns, dass wir uns kaum mehr erinnern, wie sie heimisch wurden", sagte Gauck.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) noch vor der Sommerpause ein Gesetz mit Maßnahmen gegen Sozialleistungsbetrug durchs Kabinett bringen will. Im Gespräch sind unter anderem Wiedereinreisesperren.