Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., hält eine Wiedervereinigung der gespaltenen Christenheit weiterhin für möglich. Das Zerbrechen der christlichen Einheit habe viel Schlechtes über die Menschheit gebracht, sagte das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie am Freitag in München. Beim bevorstehenden Treffen mit Papst Franziskus wolle er Kraft schöpfen "für unseren mühsamen Weg zur Wiederherstellung der Einheit des Leibes der Kirche". Der Patriarch äußerte sich bei der Entgegennahme der Ehrendoktorwürde der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).
###mehr-artikel### Er hoffe, dass die Begegnung mit dem Papst zu "einer Wegmarke in der ewigen Geschichte der kämpfenden und der triumphierenden Kirche werden möge", fügte Bartholomäus I. hinzu. Er und Franziskus wollen sich am 25. Mai in Jerusalem treffen.
Die Christen in Ost und West sind seit dem Jahr 1054 getrennt. Die Reformation im 16. Jahrhundert führte im Westen zur Bildung verschiedener Konfessionen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts versucht die ökumenische Bewegung, die Gegensätze zu überwinden. Der orthodoxe Patriarch hatte sich zu einer möglichen Kircheneinheit jüngst zurückhaltend geäußert: "Diese Frage müssen wir unserem guten Gott stellen. Nur er weiß, wann und wie die Einheit kommt."
Mit der Ehrendoktorwürde zeichne die Katholisch-Theologische Fakultät der LMU die Arbeit von Bartholomäus I. in der Umwelt- und Sozialethik, der Ökumene sowie im interreligiöse Dialogs aus, sagte Dekan Franz Xaver Bischof bei dem Festakt. Sein konsequentes Eintreten für die Bewahrung der Schöpfung habe ihm den Ruf des "grünen Patriarchen" eingetragen. Zu seinem theologischen Selbstverständnis gehörten außerdem die Stärkung der innerorthodoxen Einheit und die Förderung der Ökumene. Auch der interreligiöse Dialog mit dem Judentum und dem Islam sei ein zentrales Anliegen von Bartholomäus I., erklärte Bischof.