In den Debatten über Asyl, Zuwanderung und Schutz des menschlichen Lebens hätten die evangelische und katholische Kirche professionell ihre Positionen eingebracht, sagt die Wissenschaftlerin in einem epd-Gespräch. Könemann gibt jedoch zu bedenken, dass der Einfluss dann an Grenzen stoße, wenn die Kirchen vom gesellschaftlichen Mainstream abweichende Positionen vertreten oder sich in Tagespolitik einmischten.
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Anders als in der frühen Bundesrepublik sei allerdings unter den Bedingungen gesellschaftlicher Pluralität eine Normierung der öffentlichen Meinung durch die Kirchen weithin ausgeschlossen, argumentiert die katholische Theologin. In Prozess politischer Willensbildung seien die Kirchen zwar immer noch "strukturell privilegiert", aber ansonsten "ein player" neben anderen gesellschaftlichen Organisationen und Interessenvertretern.
Es gelang den Kirchen, Themen zu setzen
Unter Leitung von Professorin Könemann haben Wissenschaftler der Universität Münster politische Stellungnahmen der Kirchen untersucht. Der Schwerpunkt lag dabei auf Debatten über Abtreibung und Zuwanderung zwischen 1970 und 2004. Dabei bedienten sich die Kirchen professioneller politischer Instrumente und würden insbesondere in ethischen, sozial- und bildungspolitischen Debatten trotz fortschreitender Entchristlichung der Gesellschaft anerkannt, folgerte Könemann. Überwiegend hätten sich die Kirchen in ihren Stellungnahmen auf weltliche Argumenten gestützt und weniger auf ausdrücklich religiöse Begründungen.
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Als auffällig wertet Könemann, dass es den Kirchen auch immer wieder gelungen sei, mit ihren Stellungnahmen Themen zu setzen. Als Beispiele verweist sie auf die Warnungen aus der evangelischen Kirche vor Fremdenfeindlichkeit und das katholische Engagement für eine Verbesserung des Aufenthaltsstatus von sogenannten Illegalen.
Nicht untersucht wurde der Wissenschaftlerin zufolge der politische Einfluss kirchlicher Großveranstaltungen wie Katholiken- und Kirchentag, die etwa für friedensethische Debatten ein wichtiges Forum boten. Für die Studie werteten die Wissenschaftler 500 Nachrichten und Berichte des Evangelischen Pressedienstes (epd) und der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) sowie 1.000 Berichte aus weltlichen Medien wie "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Süddeutsche Zeitung" und "Spiegel" aus. Die Rolle von Religion in der Öffentlichkeit ist auch Thema einer Tagung, die am 8. und 9. Mai an der Universität Köln stattfindet.