BigBrotherAwards: Asyl für Snowden in Deutschland gefordert

BigBrotherAwards: Asyl für Snowden in Deutschland gefordert
Der US-Whistleblower Edward Snowden ist mit dem ersten Positiv-Preis der BigBrotherAwards ausgezeichnet worden.

Der erstmals am Freitagabend in Bielefeld vergebene "Julia und Winston Award" würdigt die Verdienste des früheren NSA-Mitarbeiters um die Aufklärung geheimdienstlicher Machenschaften. Der Preis ist nach Hauptfiguren in George Orwells Roman "1984" benannt.

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Snowden sei ein Symbol für den couragierten Widerstand eines Einzelnen gegen ein mächtiges staatliches System, sagte Heribert Prantl von der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" in seiner Laudatio. "Er hat eine Diskussion in Gang gesetzt, die hoffentlich dazu führt, dass sich der Rechtsstaat vor den NSA-Angriffen schützt."

Prantl forderte für Snowden "einen stabilen Aufenthaltstitel für Deutschland". Snowden, der vorübergehend Asyl in Russland gefunden hat, sei ein Flüchtling, wie er im Buche stehe. Für seine Verdienste brauche er keinen deutschen Orden, "aber er braucht Schutz und Hilfe", unterstrich Prantl.

Der Preis ist mit einer Million Aufkleber "dotiert", mit denen deutschlandweit Asyl für Snowden gefordert werden soll. Die deutschen BigBrotherAwards werden vom Verein "Digitalcourage" und Bürgerrechtsinitiativen vergeben. Die Preisgala fand in der Bielefelder Hechelei im Ravensberger Park statt.

Negativpreis ging an deutsche IT-Firma

Den diesjährigen Negativ-Preis in der Kategorie "Politik" erhielt das Bundeskanzleramt. Die dem Amt unterstellten Bundesgeheimdienste hätten eng mit dem völker- und menschenrechtswidrig vorgehenden US-Geheimdienst NSA zusammengearbeitet, kritisierte der Bremer Jurist und Publizist Rolf Gössner in seiner Laudatio. Gegen die Bundesregierung sowie gegen die Geheimdienste haben "Digitalcourage" und weitere Initiativen Anzeige beim Generalbundesanwalt erstattet.

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In der Kategorie "Wirtschaft" ging die Negativauszeichnung an eine IT-Firma in Deutschland, die auch Aufträge von der Bundesregierung erhält. Ihre Mutterfirma in den USA ist den Angaben nach die externe EDV-Abteilung der US-amerikanischen Geheimdienste und organisiert im Auftrage der CIA Entführungsflüge in Foltergefängnisse. Angeprangert wurden auch "Spione im Auto", die Daten über das Fahrerverhalten sammeln, und Fernsehgeräte, die über das Internet Informationen über das Nutzerverhalten an die Firmenzentrale übermitteln.

Dass immer mehr Hilfsmittel des Alltags nebenbei Daten sammelten, sei ein besorgniserregender Trend, sagte Rena Tangens, Vorsitzende von "Digitalcourage", dem epd. "Wir brauchen Verhaltensregeln, Gesetze und Technikdesign, die unsere zukünftige Gesellschaft lebenswert gestalten. Wir alle können etwas bewegen." Dazu sollen die BigBrotherAwards Mut machen.

Die deutschen BigBrotherAwards werden seit dem Jahr 2000 jährlich ausgelobt. Bei den Negativpreisen werden Politiker, Firmen und Organisationen "ausgezeichnet", die nach Auffassung der Veranstalter "den Datenschutz im letzten Jahr besonders mit Füßen getreten haben". Eine Jury aus Menschenrechtlern, Computerexperten sowie Daten- und Verbraucherschützern wählt die Preisträger aus. In den vergangenen Jahren erhielten die Negativ-Auszeichnung unter anderem die Internet-Suchmaschine Google, Microsoft, die Telekom und der frühere Bundesinnenminister Hans Peter Friedrich (CSU).