Birmas Oppositionsführerin mit Willy-Brandt-Preis geehrt

Foto: dpa/Daniel Naupold
Birmas Oppositionsführerin mit Willy-Brandt-Preis geehrt
Die SPD hat am Freitag Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi mit dem Internationalen Willy-Brandt-Preis ausgezeichnet.

Parteichef Sigmar Gabriel würdigte die Friedensnobelpreisträgerin als "Vorbild und große Inspiration" beim Kampf um Freiheit und Demokratie. Der Vizekanzler verglich Suu Kyi mit dem früheren Bundeskanzler Willy Brandt: "Wie er haben Sie Verfolgung und Unterdrückung kennenlernen müssen, wie er haben Sie dem Druck widerstanden." Suu Kyi bekräftigte bei der Preisverleihung ihren Wunsch nach Verständigung zwischen den verschiedenen Ethnien in ihrem Heimatland und nach einer neuen, demokratischen Verfassung.

Der SPD-Parteivorsitzende ergänzte, "es verschlägt einem fast den Atem", wenn Suu Kyi über ihre Zeit im Arrest berichte. Es lasse erahnen, "welch ungeheure Kraft in Ihnen steckt", sagte er an Suu Kyi gerichtet, die er vor der Preisvergabe zu einem Gespräch getroffen hatte. Der Vizekanzler versprach in seiner Laudatio, Deutschland werde Birma bei der Vorbereitung auf freie Wahlen, aber auch danach im Streben nach Demokratie, Freiheit und Wohlstand unterstützen.

Aung Suu Kyi bekräftigt Wunsch nach Verständigung in ihrem Land

Die 68-jährige Suu Kyi hat unter der Militärdiktatur in ihrem Land 15 Jahre in Haft oder Hausarrest verbracht. Die Vorsitzende der oppositionellen Nationale Liga für Demokratie wurde zum Symbol des friedlichen Widerstands in ihrem Land, das die Militärs in Myanmar umbenannten. Nach einer demokratischen Öffnung wurde Suu Kyi vor zwei Jahren ins Parlament gewählt.

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Suu Kyi sagte, die größte Herausforderung für Birma sei es, eine neue Verfassung auf den Weg zu bringen. Noch immer gelte die alte Verfassung, die dem Militär eine besondere, übergeordnete Rolle beimesse. "Unsere Verfassung ist nicht demokratisch", betonte die Oppositionsführerin.

Parallel müsse es zu einer Verständigung zwischen allen ethnischen Gruppen in Birma kommen, sagte Suu Kyi. Dafür brauche das Land eine wirklich demokratische Kultur, die von vielen Verantwortlichen des Landes nach wie vor nicht akzeptiert werde. Nach einem halben Jahrhundert Militärdiktatur sei dies nicht einfach. Ohne Verständigung könnten Frieden und Demokratie aber nicht gelingen, sagte Suu Kyi.

Birma wurde jahrzehntelang von einer Militärjunta regiert. Offiziell hat das südostasiatische Land seit März 2011 eine zivile Regierung, die jedoch überwiegend aus Ex-Militärs besteht. In Birma leben rund 60 Millionen Menschen. Etwa 90 Prozent davon sind Buddhisten. Die Muslime machen ungefähr vier Prozent aus. Seit Juni 2012 ist es wiederholt zu blutigen Konflikten zwischen Buddhisten und Muslimen gekommen.

Mit der Vergabe des Internationalen Willy-Brandt-Preises würdigt die SPD Suu Kyis Einsatz für Frieden und Verständigung. Die Auszeichnung vergab die SPD erstmals im Jahr 2011. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Suu Kyi ist nach dem Dirigenten Daniel Barenboim und dem ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg die dritte Preisträgerin.

Suu Kyi ist noch bis Dienstag in Berlin. Am Donnerstag traf sie sich zu Gesprächen mit Bundespräsident Joachim Gauck, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Für Freitag war noch ein Treffen mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) geplant.