Mit der Erklärung "Zeit zum Aufstehen" wollten die Initiatoren eine geistliche Bewegung für das "Herzstück des Glaubens" und gegen Ideologien in der Kirche in Gang setzen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz und Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbands, Michael Diener, bei der Vorstellung am Dienstag in Frankfurt am Main.
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Die Initiative wolle die evangelische Kirche zu einer Rückkehr zu dem klaren reformatorischen Prinzip der Rettung "allein durch Jesus Christus, allein durch Gottes Gnade, allein durch den Glauben und allein durch die Bibel" bewegen, sagte der Generalsekretär des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in Deutschland, Roland Werner. Die Kirche schließe immer mehr Gotteshäuser und erreiche die Jugend nur sehr begrenzt. Die Kirche könne nur Zukunft gewinnen durch eine "Konzentration auf das Zentrum des Glaubens".
Die Erklärung bekräftigt in sieben Punkten Grundsätze des christlichen Glaubens und die Religionsfreiheit. Sie benennt, wofür die Unterzeichner "einstehen" und wogegen sie "aufstehen". Im Einzelnen wendet sich die Erklärung gegen die Infragestellung von Jesu Sühnetod am Kreuz, gegen Kritik an der Bibel als Autorität der Kirche, gegen die "eigenmächtige Verfügung über das Leben", gegen die "Entwertung" der Ehe und gegen die Verfolgung von Christen und Angehörigen aller Religionen weltweit.
"Eine tiefgreifende geistliche Krise"
Diener betonte, dass die Bibel kein Stück klassischer Literatur sei, wie manche Theologen behaupteten, sondern als Heilige Schrift eine einzigartige Stellung genieße. Die Ideologisierung der Geschlechterbeziehungen nicht nur in staatlichen Bildungsplänen, auch in der evangelischen Kirche wie beim Positionspapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Familie und Ehe im vergangenen Jahr oder beim Programm des Studienzentrums für Genderfragen der EKD, beseitige die Besonderheit der Ehe.
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Die Erklärung sei "kein Meckerthesenpapier", sagte der Vorsitzende des Württembergischen Gemeinschaftsverbands "Die Apis", Pfarrer Steffen Kern. Der Initiative für die Erneuerung der Kirche wolle ein Gespräch in Kirchengemeinden und -leitungen über die Mitte des Glaubens anregen. Ziel sei die Feier des Jubiläums 500 Jahre Reformation im Jahr 2017. "Wir haben nicht die Absicht, einen neuen Verein aufzumachen", versicherte Kern. "Wir brauchen eine Bewegung zur Mitte der Kirche hin."
"Die Kirche hat kein Geldproblem, sie hat eine tiefgreifende geistliche Krise", ergänzte der hannoversche Pastor Henning Dobers, Vorsitzender der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung. Zeichen dafür sei nicht nur die Schließung von Kirchengebäuden, sondern auch ein Abbröckeln von Kerninhalten des Glaubens. Wenn in einem Gottesdienst der Pfarrer beim Abendmahl die Einsetzungsworte zum Blut Christi weglasse, kein Gläubiger ein Wort anmerke und die Feier am Ende mit Applaus bedacht werde, dann brauche es eine "geistliche Energiewende" zu Jesus Christus hin.
Zu den 365 Erstunterzeichnern gehören neben Mitgliedern von Kirchensynoden und kirchlichen Werken auch Bischof Hans-Jürgen Abromeit vom Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche sowie die Altbischöfe Ulrich Wilckens (Holstein-Lübeck), Gerhard Müller (Braunschweig) und Heinrich Herrmanns (Schaumburg-Lippe). Einer breiten Öffentlichkeit wird die Erklärung am 19. Juni in Stuttgart bei dem bundesweit veranstalteten "Christustag" vorgestellt, zu dem rund 25.000 Besucher erwartet werden.