Verleger setzen auf digitale Angebote

Verleger setzen auf digitale Angebote
Zeitschriften in Deutschland mit Rekordreichweiten
Noch nie haben so viele Menschen wie heute Zeitschriften genutzt. Die Verleger sehen Umsatzzuwächse vor allem bei Publikationen für Online, Mobiltelefone und Tablet-Computer.

Die deutschen Zeitschriftenverleger setzen auf das Digitalgeschäft. Nach einer am Montag in Berlin veröffentlichten Umfrage des Verbands der Deutschen Zeitschriftenverleger (VDZ) rechnen die Verlage für 2014 damit, dass im Durchschnitt 34 Prozent ihres Umsatzes von dort kommen. Damit wird für das Onlinegeschäft ein Plus von 14,8 Prozent erwartet. Der Jahresumsatz aller Verlage lag 2013 bei 14,85 Milliarden Euro. Mit 66 Prozent ist Print nach wie vor die tragende Säule. Die Verleger rechnen auch in diesem Jahr mit stabilen Umsätzen. Allerdings geht die Branche von einem Minus von rund 1,5 Prozent bei den Anzeigenumsätzen aus.

###mehr-artikel###Für 75 Prozent der Verleger gehört besonders das Mobil-Geschäft zu den "Wachstumstreibern der Zukunft". 92 Prozent gehen von steigenden Umsätzen in den kommenden drei Jahren in diesem Bereich aus. Man müsse verstärkt über Bezahlangebote sprechen, sagte VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer. Die Verlage arbeiteten bereits an verschiedenen Modellen. "Wer Interesse an bestimmten Angeboten hat, bezahlt auch dafür", betonte Scherzer. Der Kampf Print gegen Digital sei vorbei.

Der Umfrage zufolge haben noch nie so viele Menschen wie heute Zeitschriften genutzt. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung lesen Printtitel. Online ist aber auf dem Vormarsch. Bereits 72 Prozent nutzen die digitalen Angebote der Verlage. Zu den Spitzenreitern gehören bild.de, "chip online" oder "Spiegel online", aber auch Serviceangebote wie chefkoch.de, gutefrage.net oder dastelefonbuch.de.

Zuwachs bei neuen Titeln

Positiv bewertet die Branche die Auflage neuer Publikationen. In den vergangenen zehn Jahren habe es bei den neuen Titeln einen Zuwachs von 43 Prozent gegeben, heißt es in der Umfrage. Allein 2013 gab es 111 Neuerscheinungen, 60 Publikationen wurden wieder eingestellt. Bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres erschienen 21 Neugründungen. Der Rhythmus, etwas auszuprobieren und wenn es nicht klappe, das Produkt wieder vom Markt zu nehmen, gelinge sehr gut, sagte Scherzer. Insgesamt liegt die Anzahl der Publikumszeitschriften bei rund 1.600 Titeln.

Kritik übte Scherzer an der geplanten EU-Datenschutzverordnung. Dem Hauptgeschäftsführer zufolge gibt es in der derzeitigen Vorlage keine gesicherte datenschutzrechtliche Grundlage für die digitalen Geschäftsmodelle oder für die adressierte Abonnement-Werbung. Facebook, Google oder iTunes seien davon nicht betroffen, sagte Scherzer. Er sieht besonders für mittelständische Verlage wirtschaftliche Nachteile. Scherzer appellierte an den EU-Ministerrat, bei der Verabschiedung der Verordnung nichts zu überstürzen.

Journalistische Arbeit nicht beschränken

Zudem forderte Scherzer die EU-Gremien auf, die journalistische Datenverarbeitung nicht zu beschränken. Gerade die NSA-Affäre habe gezeigt, dass mit Presse nicht unbedingt gut umgegangen werde, sagte Scherzer. Die britische Tageszeitung "The Guardian" war im Zuge der Berichterstattung über die Abhörmaßnahmen der Geheimdienste von den britischen Behörden unter Druck gesetzt worden. Eine Beschränkung journalistischer Arbeit dürfe nicht das Ziel der Regulierung sein, sagte Scherzer.