"Sie sind wie Leitplanken des Lebens", sagte der Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntagabend in der Bonner Kreuzkirche. Unter dem Motto "Die zehn Gebote und die Liebe im politischen Alltag" hielt der CSU-Politiker eine Kanzelrede. Vor allem der evangelischen Sozialethik sei zu verdanken, dass Deutschland eine soziale Marktwirtschaft und nicht "Kapitalismus pur" habe, sagte Beckstein. Die soziale Komponente dieses Systems müsse heute jedoch teilweise neu erobert werden.
"Pflegebereich chronisch unterfinanziert"
Defizite gebe es etwa im chronisch unterfinanzierten Pflegebereich, so der Ex-Landeschef. "Der Demente hat die gleichen Rechte wie ein Nobelpreisträger." Doch werde dies im politischen Alltag nicht immer berücksichtigt. Trotz der Erhöhung des Pflegebeitrags reichten die Finanzmittel noch immer nicht aus, sagte Beckstein. Dies führe zum Beispiel dazu, dass das Personal schlecht bezahlt werde. "Wir brauchen eine andere Werteordnung", mahnte der Politiker.
Auch im Umgang mit Flüchtlingen sei der christliche Glaube eine Orientierung. "Das war für mich als Politiker immer eine der schwierigsten Fragen", erklärte der ehemalige Ministerpräsident von Bayern. Deutschland könne nicht generell offene Grenzen haben, wenn es seine Sozialstandards halten wolle. Gleichzeitig müsse es aber Menschen, die verfolgt würden, Asyl bieten. Beckstein räumte ein, angesichts des aktuellen massiven Elends der syrischen Flüchtlinge froh zu sein, keine politische Verantwortung für diesen Bereich zu tragen.