Berliner Kirchen-Chefjurist scheitert überraschend bei Wiederwahl

Berliner Kirchen-Chefjurist scheitert überraschend bei Wiederwahl
Für einen Paukenschlag hat am Freitag das Kirchenparlament der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gesorgt: Die Synode verweigerte überraschend ihre Zustimmung zu einer Verlängerung der Dienstzeit von Konsistorialpräsident Ulrich Seelemann. Diese läuft damit nicht wie geplant bis zum Eintritt in den Ruhestand 2017 weiter.

Die Frühjahrssynode war am Freitagvormittag mit einem Gottesdienst in der Bartholomäuskirche in Berlin-Friedrichshain eröffnet worden. Nach dem traditionellen "Wort des Bischofs" stand am frühen Nachmittag die Vertragsverlängerung für Chefjurist Seelemann auf der Tagesordnung. Er war der einzige Kandidat, den die Kirchenleitung vorgeschlagen hatte.

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Die Synode verweigerte jedoch die Zustimmung, seine zehnjährige Amtszeit über Februar 2015 hinaus fortzuführen. Dafür stimmten 44 Synodale. 63 Kirchenparlamentarier waren dagegen. Enthaltungen waren nicht möglich. Damit muss die Kirchenleitung einen neuen Kandidaten finden. Die Synode dauert bis Samstag. Die 122 Kirchenparlamentarier vertreten die rund eine Million Protestanten in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz.

Der 62-jährige gebürtige Hamburger Seelemann hatte vor der Wahl eine positive Bilanz seiner bisherigen Arbeit gezogen. So sei es unter anderem gelungen, den lange ausstehenden Staatskirchenvertrag mit dem Land Berlin abzuschließen sowie die Berliner Ladenschlussregelung zu kippen und vor dem Bundesverfassungsgericht so den Sonntagsschutz bei den Ladenöffnungszeiten abzusichern.

"Beruf des Christen": Politisches Engagement

Zu Beginn der Synode hatte Landesbischof Markus Dröge daran erinnert, dass es zum "Beruf des Christen" gehöre, sich politisch zu engagieren. Dies geschehe heute durch das Engagement für Flüchtlinge und Umweltschutz, in der Debatte über den Braunkohleabbau in der Lausitz und kirchliche Stellungnahmen zu Fragen von Familienpolitik und Armut.

Angesichts der weltweiten Probleme werde es "immer weniger verständlich, wenn sich die christlichen Kirchen diesen gesellschaftlichen Herausforderungen nicht gemeinsam stellen", betonte Dröge. Weder Gläubige noch Öffentlichkeit könnten nachvollziehen, dass die Konfessionen ihre Unterschiede nicht überwinden. In der katholischen Kirche habe sich in den vergangenen Jahren ein "ängstlich zurückhaltender Geist" ausgebreitet, "so als müsse sich die römische Kirche davor fürchten, zu protestantisch zu werden, wenn sie die Nähe zu uns evangelischen Christen sucht", sagte Dröge.

Dröge rief zugleich die Bundesländer Brandenburg und Berlin zu mehr Unterstützung für die freien Schulen und den Religionsunterricht auf. Er mahnte die Parteien insbesondere in Brandenburg, sich in ihren Programmen zur Bildungsvielfalt zu bekennen, eine positive Wertung der freien Schulen in ihre Programme zu integrieren und sie als Teil der schulischen Grundversorgung in die staatlichen Schulplanungen aufzunehmen.