Autor Abdel-Samad: Politischer Islamismus mit Faschismus vergleichbar

Autor Abdel-Samad: Politischer Islamismus mit Faschismus vergleichbar
Der deutsch-ägyptische Autor Hamed Abdel-Samad hat die Ideologie des politischen Islamismus in Nordafrika mit dem Faschismus verglichen. "Es gibt viele Parallelen", sagte Abdel-Samad bei einer Podiumsdiskussion am Sonntag in Köln.

So sei bei beiden Ideologien das Gefühl der Auserwähltheit und der "Traum von der Weltherrschaft" ähnlich. Das werde beim Blick auf die islamistische Muslimbruderschaft in Ägypten besonders deutlich. Auch die Art, den Gegnern die Menschenwürde abzusprechen, sei vergleichbar. Darüber hinaus hätten beide eine strikt hierarchische Organisationsstruktur mit charismatischen Führern.

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Das frühere Mitglied der Deutschen Islam-Konferenz, das wegen seiner Ansichten bedroht wird, hat nach eigenen Worten kein Problem mit dem Islam als spirituelles und soziales Phänomen. Der politische Islamismus sei dagegen nicht mit der Demokratie vereinbar. Abdel-Samad zufolge hat die Gewalt islamistischer Bewegungen im gesamten Orient enorme Ausmaße erreicht. Muslimische Extremisten seien in den Bürgerkriegen in Afghanistan, Algerien, Syrien, Irak oder Sudan für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich.

Die tunesische Autorin und Menschenrechtlerin Sihem Bensedrine betonte dagegen, dass Missstände und Gewalttaten nicht ohne weiteres einer Religion zugeschrieben werden könnten. So seien auch die Skandale der katholischen Kirche oder die mittelalterlichen Hexenprozesse nicht identisch mit dem Christentum.

Viele konservative Muslime in Tunesien

In Tunesien, wo 2011 die Umwälzungen des Arabischen Frühlings begonnen hatten, seien die meisten Mensche konservative Muslime. Die nicht-religiösen Parteien müssten es schaffen, die konservativen Wähler von ihren Programmen zu überzeugen. Die Menschenrechtlerin äußerte sich erfreut, dass das islamische Rechtssystem Scharia in der neuen tunesischen Verfassung keine prägende Rolle spiele.

In Ägypten hatten die Muslimbrüder die ersten freien Wahlen nach dem Sturz von Diktator Hosni Mubarak gewonnen. 2013 verdrängte sie jedoch das ägyptische Militär. In Tunesien hatten Politiker, die der Muslimbruderschaft nahestehen sollen, bei freien Wahlen ebenfalls die meisten Stimme gewonnen. Sie waren jedoch auf eine Koalition mit nicht-religiösen Kräften angewiesen und verzichteten nach massiven Protesten auf ihre Macht.