Der Fall Tebartz: Rufe nach mehr Transparenz

Der Fall Tebartz: Rufe nach mehr Transparenz
Nach dem Amtsverzicht des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst werden Rufe nach mehr Offenheit und Bescheidenheit bei der kirchlichen Amtsführung lauter. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck erklärte, die katholische Kirche müsse sich jetzt verstärkt um Vertrauen und Transparenz bemühen. "Nur so können wir als Kirche glaubwürdig sein", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstagsausgabe).

Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" mahnte ein durchsichtiges Finanzwesen und mehr Mitbestimmung von Laien an.Dass der umstrittene Bischof nicht mehr in seine Diözese zurückkehre, sei ein "Hoffnungssignal für Folgeentscheidungen", sagte der Sprecher von "Wir sind Kirche", Christian Weisner, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gebraucht würden jetzt Bischöfe, die im Sinne von Franziskus sehr pastoral orientiert seien und nicht "wie ein Monarch" regierten.

###mehr-artikel###

Die katholische Kirche müsse zudem mehr Transparenz und Kontrolle bei den Kirchenfinanzen erreichen, sagte Weisner. Ihr stehe die schwierige Aufgabe bevor, ein durchsichtiges Finanzwesen zu schaffen: "Wir brauchen eine korrekte Form der Buchführung und ein entsprechendes Controlling." Das müsse entsprechend organisiert werden und brauche Zeit.

Nachdem in Limburg die Finanzkontrollgremien der Diözese weitgehend versagten, stehen auch kirchliche Entscheidungsstrukturen in der Diskussion. "Wir müssen auch prüfen, ob unsere Strukturen hier in allem adäquat und zeitgemäß sind", sagte der Essener Bischof Overbeck.

"Geflecht der Verschwiegenheit"

Nach Ansicht Weisners ist die fehlende Beteiligung katholischer Laien an Entscheidungen mitursächlich für das Desaster im Limburg. "Wir brauchen die Beteiligung der Laien", sagte er. Die Prüfungskommission, die das Finanzgebaren des 54-jährigen Tebartz-van Elst untersuchte, habe in Limburg ein "Geflecht der Verschwiegenheit" ans Licht gebracht. Die Prüfer hätten deutlich gemacht, dass das "hierarchische katholische Prinzip wesentlich das System Tebartz-van Elst ermöglich hat".

Limburg brauche jetzt ein neues Domkapitel, sagte Weisner. Dieses Gremium sei mit fünf Personen unterbesetzt. Auch müsse ein Wahlverfahren eingeführt werden, das die Beteiligung der Laien an der Bischofswahl ermögliche.

###mehr-links###

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sagt im Deutschlandfunk, der Rücktritt von Tebartz-van Elst ermögliche einen Neuanfang. Der Limburger Bischof habe regiert "wie ein absolutistischer Wahlmonarch, der ohne jegliche Rücksprache mit den Gläubigen meinte, alles alleine entscheiden zu müssen". Andere Bistümer gingen zunehmend sensibler mit Geld um.

Für die bischöfliche Amtsführung bedeute die Entscheidung von Papst Franziskus im Fall Tebartz, "dass die Zeit der Bescheidenheit angebrochen ist", sagte Schüller. Es steht einem Bischof nicht mehr gut zu Gesicht, wenn er Reichtümer anhäufe und persönlich sehr wohlhabend lebe.

Tebartz-van Elst wird von Papst empfangen

Tebartz-van Elst wird an diesem Freitag von Papst Franziskus in Audienz empfangen, wie der epd aus Vatikankreisen erfuhr. Bei dem Treffen dürfte es um die Zukunft des 54-Jährigen gehen, der die Kritik an seiner Amtsführung unterdessen zurückwies.

Unterdessen kündigte die Staatsanwaltschaft Limburg an, sie nehme Vorermittlungen wegen des Verdachts auf Untreue gegen den zurückgetretenen Bischof wieder auf. Rund 30 Anzeigen seien seit vergangenen Oktober gegen den Bischof, den ehemaligen Generalvikar Franz Kaspar und die drei Mitglieder des Vermögensverwaltungsrats des Bischöflichen Stuhls eingegangen, sagte der Sprecher der Limburger Staatsanwaltschaft, Hans-Joachim Herrchen, am Donnerstag dem epd.

Tebartz-van Elst war nach heftiger öffentlicher Kritik an den explodierenden Baukosten für seine Residenz und seinem autoritären Führungsstil bereits im Oktober von Papst Franziskus beurlaubt worden. Das Bistum Limburg wird jetzt vom bisherigen Paderborner Weihbischof Manfred Grothe (74) verwaltet.