Friedensnobelpreisträger el-Baradei fordert Umdenken in Sicherheitspolitik

Friedensnobelpreisträger el-Baradei fordert Umdenken in Sicherheitspolitik
Der ägyptische Diplomat und Friedensnobelpreisträger Mohamed el-Baradei hat ein Umdenken in der internationalen Sicherheitspolitik gefordert.

Der traditionelle Glaube an militärische Macht müsse neu bewertet werden, sagte er am Dienstagabend vor rund 800 Zuhörern in der Dresdner Frauenkirche. Bomben könnten niemanden ernähren, Panzer und Raketen nicht gegen Krankheiten kämpfen oder die ungerechte Verteilung des Reichtums beseitigen.

Redefreiheit, ökonomische und soziale Dynamik und fortschrittliche Technologien in den Entwicklungsländern zu fördern, sei wirksamer als auf Waffengewalt zu setzen, sagte el-Baradei. Wichtigste Mittel, um Konflikte zu überwinden, seien Dialog und Diplomatie.

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Die internationalen Institutionen sollten reformiert werden, forderte el-Baradei. Derzeit warte der UN-Sicherheitsrat oft so lange, bis militärische Gewalt als einzige Option bleibe. Zudem gebe es große Unterschiede bei internationalen Interventionen: Militärische Operationen in Afghanistan beispielsweise seien sehr gut mit NATO-Truppen ausgerüstet worden. Offenbar besitze dieses Land größeren strategischen Wert. In der Region Darfur im Westen Sudans hingegen agierten unzureichend ausgerüstete afrikanische Truppen.

Der frühere Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) forderte eine vollständige atomare Abrüstung. So lange einige Länder auf Nuklearwaffen setzten, würden andere versuchen, sie ebenfalls zu besitzen. Die Sicherheit der Menschheit sei aber kein Nullsummenspiel. In diesem Zusammenhang sei ein Problem wie Iran, das der Entwicklung von Kernwaffen verdächtigt werde, nicht mit Bedrohung und Einschüchterung, sondern nur im Dialog zu lösen.

Nach dem ehemaligen finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari 2010 war el-Baradei der zweite Friedensnobelpreisträger, der in der Dresdner Frauenkirche mit einer Rede auftrat. Der 71-jährige ägyptische Politiker hatte den Friedensnobelpreis 2005 als Generaldirektor der IAEO erhalten.