"Es geht bei uns nicht darum, die Regeln einfach umzuschreiben wie ein Parteiprogramm", sagte der Kardinal der "Mainzer Allgemeinen Zeitung" (Montag). Mit Blick auf die Ergebnisse der vom Vatikan gestarteten Umfrage zu Ehe, Familie und Sexualität forderte Müller stattdessen, die katholische Kirche müsse ihre Haltung den Menschen besser vermitteln: "Es reicht nicht zu sagen: Die Ehe ist ein Sakrament, somit unauflöslich. Man muss erklären, warum."
###mehr-artikel###Im Streit um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Eucharistie stellte Müller sich gegen den neu gewählten Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und den Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann. "Wir wissen, dass es schwierige Situationen gibt, etwa wenn ein Ehepartner verletzt oder böswillig verlassen wird", sagte Müller. "Aber das Problem wird nicht dadurch gelöst, dass menschliche Regeln Gottes Wort außer Kraft setzen." Die Kirche könne allerdings stärker als bisher darauf hinweisen, dass eine Ehe nachträglich für ungültig erklärt werden könne, regte er an.
"Rufmordkampagne" gegen Tebartz-van Elst
Wiederverheiratete Geschiedene blieben auch als Sünder Teil der katholischen Kirche: "Wichtig ist es, dabei zu bleiben und sich zu engagieren." Der gebürtige Mainzer Müller war vor einem knappen Monat von Papst Franziskus in das Kardinalskollegium aufgenommen worden und besuchte am vergangenen Wochenende seine Heimatstadt. Dabei beklagte er nach Angaben der Zeitung auch eine "Rufmordkampagne" gegen den beurlaubten Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dass ein Mensch derartig niedergemacht werde, erinnere an eine "ganz dunkle Epoche" der deutschen Geschichte, zitierte das Blatt den Kardinal.